10.08.2017
dpa

Tiger-Absturz in Mali: Zwischenbericht warnt vor Spekulationen

Urplötzlich neigt sich die Nase des deutschen Kampfhubschraubers nach unten. Im Sturzflug lösen sich die Rotorblätter. Nach nur 10 Sekunden schlägt der Tiger auf - die zweiköpfige Besatzung hat keine Chance.

Berlin/Gao/Dresden - Zwei Wochen nach dem Absturz eines Bundeswehrhubschraubers in Mali mit zwei toten Soldaten fehlen weiterhin konkrete Erkenntnisse zur Ursache. «Spekulationen zur Unfallursache entbehren zum jetzigen Zeitpunkt jeder tragfähigen Grundlage», heißt es in einem der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch (9. August 2017)vorliegenden Zwischenbericht von Verteidigungsstaatssekretär Markus Grübel an den Verteidigungsausschuss des Bundestages in Berlin. Die Untersuchungen wurden «weiterhin ergebnisoffen geführt».

Die am 26. Juli gestorbenen Soldaten waren in der Mission Minusma der Vereinten Nationen (UN) in Mali eingesetzt. Sie soll zur Stabilisierung des Landes und zur Umsetzung eines Friedensabkommens beitragen. Mehr als 890 Bundeswehrsoldaten sind vor Ort.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte nach einem Besuch der Offiziersschule des Heeres in Dresden, die Komplexität des Vorfalles gebiete es, dass man den Abschlussbericht abwarte. Ihr Ministeriumssprecher Jens Flosdorff sagte in Berlin, es könne noch Wochen oder Monate dauern, bis genaue Erkenntnisse vorlägen. Die zwei Flugschreiber des Hubschraubers seien geborgen worden, einer von ihnen habe ausgelesen werden können. Die verbliebenen drei deutschen Kampfhubschrauber vom Typ Tiger in Mali dürften bis zur Klärung der Absturzursache nur bei Gefahr für die Soldaten abheben.

Der «Passauer Neuen Presse» (Donnerstag) sagte von der Leyen, es gebe «keine Indizien dafür, dass es an der Ausbildung der Piloten gelegen hat». Die beiden hätten unter Kameraden den Ruf «als zwei unserer besten und erfahrensten Kampfhubschrauberpiloten überhaupt» gehabt. Die Piloten-Gemeinschaft der Bundeswehr hatte kritisiert, die Tiger-Hubschrauber seien nicht ausreichend für den Einsatz in Mali getestet. Den Piloten fehle die vorgeschriebene Routine.

Der Zwischenbericht zeigt, dass der Besatzung kaum Zeit zur Reaktion blieb. Der Kampfhubschrauber vom Typ Tiger sei mit etwa 250 Kilometern in der Stunde in etwa 550 Metern Höhe geflogen, als er «plötzlich und für die Besatzung überraschend radikal die Nase senkte und in einem starken Sinkflug überging». Nach zehn Sekunden sei der Hubschrauber auf dem Boden aufgeschlagen und habe sofort Feuer gefangen. Noch vor dem Aufschlag hätten sich nach bisherigen Erkenntnissen Teile gelöst, darunter die Hauptrotorblätter.

«Das Luftfahrzeug wurde zerstört, der Aufprall war nicht zu überleben», heißt es weiter. Bis zum Absturz sei es ein unauffälliger Flug gewesen. Ein Untersuchungsteam der Flugsicherheit der Bundeswehr war am Tag nach dem Unfall zum Bundeswehr-Camp Castor in Gao geschickt worden. Wrackteile seien für weitere Untersuchungen nach Deutschland gebracht worden. Vor dem Hubschrauber-Absturz waren seit Jahren keine Bundeswehrsoldaten mehr im Einsatz gestorben.