«Unter Gefechtsbedingungen»: Fallschirmjägerübung in Rumänien
Berlin/Campia Turzii. Mit der bislang größten Luftlandeübung der Nato in Europa sollen Fallschirmjäger aus mehreren Staaten des Bündnisses im Rumänien ein Signal der Abschreckung setzen. Unter Führung der deutschen Division Schnelle Kräfte (DSK) wird dabei am Montag der Hauptteil des Manövers «Swift Response» beginnen. In der Nähe der rumänischen Städte Turda und Cincu springen rund 1500 Fallschirmjäger ab, um einen - so das Szenario - von Feindkräften eingenommenen Flugplatz zu befreien, wie die Bundeswehr mitteilte.
Die Nato reagiert mit einer derzeit laufenden Übungsserie unter dem Namen «Steadfast Defender» auf die veränderte sicherheitspolitische Lage, die sich aus dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ergibt. Insgesamt werden während mehrerer Monate rund 90 000 Soldaten mobilisiert, die die Alarmierung, das Verlegen großer Truppenteile und die Abwehr eines Angreifers im Gefecht üben. In Rumänien geht es darum, mit schnell verlegbaren Kräften kurzfristig auf den Fall eines Angriffs zu reagieren.
Annahme für die Übung ist es, dass angreifende Soldaten bereits in Rumänien sind. «Dieser Gegner ist durch die rumänischen Kräfte zum Halten gebracht worden. Es ist allerdings dem Gegner gelungen, im Rahmen einer Luftlandeoperation einen Flughafen zu nehmen - als Voraussetzung für seine weiteren Operationen», sagte Generalmajor Dirk Faust, Kommandeur der Division Schnelle Kräfte (DSK), der Deutschen Presse-Agentur vor der Übung. «Unser Auftrag wird es sein, jetzt mit unseren eigenen Kräften diesen Flugplatz zurückzugewinnen. Dazu werden wir eine groß angelegte Luftlandeoperation durchführen.»
Die etwa 1 500 Fallschirmjäger aus mehreren Nato-Staaten sollen in drei sogenannte Drop Zones, also Absetzräume für Fallschirmjäger, hineinspringen, um von dort aus den Angriff auf den besetzten Flugplatz zu beginnen - als Voraussetzung für weitere eigene Operationen.
«Das ist natürlich strategische Kommunikation. Wir senden ein ganz klares Signal insgesamt mit der Übung «Steadfast Defender», dass wir jederzeit sehr schnell einsatzbereit sind, Kräfte in Räume zu bringen, wo sie gebraucht werden und jeglichen Gegner von einer Aggression abschrecken», sagte Faust. Seine Division steuert diese Übung mit insgesamt etwa 4500 Teilnehmern in Ungarn und Rumänien.
In der Division Schnelle Kräfte sind alle leichten und schnellen Kräfte des Deutschen Heeres vereint. Darunter sind Gebirgsjäger, Fallschirmjäger und Hubschrauber-Kräfte, aber auch das Kommando Spezialkräfte (KSK). Faust hat auch eine niederländische Luftlandebrigade unter seinem Kommando. Der Division Schnelle Kräfte ist auch die 81. Rumänische Brigade unterstellt, mit der regelmäßig geübt wird. Sie ist am Manöver beteiligt.
Soldaten der Division Schnelle Kräfte waren in den vergangenen Jahren wiederholt im Ausland im Einsatz, so in Afghanistan und zuletzt auch bei dem Evakuierungseinsatz inmitten des blutigen Machtkampfes im Sudan. Sie können in kurzer Zeit zum Einsatz kommen. «Wir reden hier von ersten Kräften nach 24 bis 48 Stunden und Hauptkräften nach 72 bis 96 Stunden», sagte Faust. Deutschland hält solche Verbände für die Nationale Krisenvorsorge in Bereitschaft, also auch den Schutz oder die Rettung von Deutschen im Ausland.
Nun wird auch die Landes- und Bündnisverteidigung wieder bedeutsam, auf absehbare Zeit die wohl wichtigste Aufgabe der Bundeswehr. Dabei gelten Soldaten wie die in Rumänien eingesetzten Fallschirmjäger als «Kräfte der ersten Stunde», die sogenannte Schlüsselräume, Schlüsselgelände und Schlüsselinfrastruktur in Besitz nehmen.
In Rumänien ist ihr Auftrag auch, einen vorgeschobenen Versorgungspunkt sowie die Sicherung eines Evakuierungsplatzes für Zivilisten zu ermöglichen. Die Bundeswehr teilte dazu mit: «Unter hoch dynamischen Gefechtsbedingungen werden Luftlandungen und Anlandungen mit Hubschraubern trainiert, um die schnelle Verlegung durchsetzungsfähiger Truppen zu demonstrieren.»