Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, Brigadegeneral Jens Arlt (hinten, v.l.) sowie Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Bundeskanzlerin Angela Merkel (vorne, v.l.) beim Abschluss-Appell in Seedorf.

22.09.2021
Franziska Kelch

Merkel zu Soldaten in Seedorf: "Wir können stolz auf diese Frauen und Männer sein"

Seedorf. Am Bundeswehrstandort Seedorf hat Bundeskanzlerin Angela Merkel heute dem Abschlussappell für die Soldatinnen und Soldaten beigewohnt, die Ende August von der Evakuierungsmission in Afghanistan zurückgekehrt sind. Zu den Gästen gehörten die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Dr. Eva Högl, die Mitglieder des Verteidigungsausschusses, der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn und weitere ranghohe Militärs.

In ihrer Rede an die Soldaten und Soldatinnen sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer: „Ich wünsche mir, dass sie heute stolz auf sich sind. Denn wir sind es mit Sicherheit. Es ist ein Stolz, dem das Bewusstsein zugrunde liegt, was sie alles erlebt haben. Ganz Deutschland blickt heute voller Anerkennung und Dankbarkeit auf die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr. Sie, Frau Bundeskanzlerin, unterstreichen mit Ihrer persönlichen Anwesenheit diese Dankbarkeit.“ Dabei machte die Ministerin auch deutlich, wie bedeutsam die Leistung aller an der Evakuierung beteiligten Kräfte war: „5.347 Menschen haben durch diesen Einsatz der Bundeswehr, durch Ihren Einsatz, eine Chance auf eine sichere, bessere Zukunft."

Die Ministerin versuchte in Ihrer Rede ansatzweise zu skizzieren, wie strapaziös die Evakuierung war - für die Beteiligten wie die Familien und Freunde daheim: „Sie haben Unfassbares gesehen und Unglaubliches geleistet. Denn die Umstände dieser elf Tage im August waren extrem. Die verkürzte Mobilisierungszeit, der enorme politische Druck, die schwierigen, teilweise unbeschreiblichen Umstände am Flughafen. Ihre Familien und Freunde waren in Sorge um Sie."

Sie blickte aber auch in die Zukunft und sagte eine offene und ehrliche Aufarbeitung des Einsatzes in Afghanistan zu: "Für realistische Zielsetzungen künftiger Einsätze."

Der Vorsitzende der sTruKa des Fallschirmjägerregiments 31 in Seedorf, Oberstabsfeldwebel Andreas Stühlmeyer, der an der Zeremonie teilnahm schilderte seinen Eindruck: „Das, was unsere Kameradinnen und Kameraden im August in Kabul geleistet haben, fand auch in der Bevölkerung große Anerkennung. Heute war nicht nur die Verteidigungsministerin, sondern auch die Bundeskanzlerin bei uns in Seedorf. Das tut gut und ist ein wichtiges politisches Signal der Würdigung dieses Einsatzes, aber ebenso der Leistungen der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr im Allgemeinen. Die Ministerin hat den versehrten und gefallenen Kameraden gedacht und den zwanzigjährigen Einsatz am Hindukusch für abgeschlossen erklärt."

Der Bundesvorsitzende des Deutschen BundeswehrVerbandes, Oberstleutnant André Wüstner, äußerte sich erfreut über diese Ehrung: „Die Leistungen der Truppe bei der Evakuierungsoperation in Kabul waren beispielhaft und vorbildlich. Die Bundeswehr hat eindrucksvoll bewiesen, dass sie auch am scharfen Ende des Berufs mit absoluter Professionalität ihre Aufträge erfüllt. Die heutige Veranstaltung ist, ebenso wie der Große Zapfenstreich im Oktober, angemessener Ausdruck von Dank und Wertschätzung dfür die Parlamentsarmee seitens des Auftraggebers und zugleich ein sichtbares Zeichen der Dankbarkeit des ganzen Landes. Es tut gut zu sehen, dass Politik nach der verpassten Chance bei der Rückkehr der letzten Kontingentteilnehmer dazugelernt hat.“

Den Appell nutzten die Kanzlerin und Verteidigungsministerin auch, um einigen Soldaten und Soldatinnen stellvertretend eine Einsatzmedaille zu verleihen. Die Einsatzmedaille der Bundeswehr mit der Bezeichnung "MilEvakOp" ist für die Angehörigen der Bundeswehr vorgesehen, die im Rahmen der besonderen Auslandsverwendung Militärische Evakuierungsoperation Afghanistan im Zeitraum vom 16.-27. August 2021 an den Einsatzorten Kabul, Taschkent und Doha eingesetzt waren. Es ist die erste Medaille, die für eine Evakuierungsmission verliehen wurde. Einsatzmedaillen werden seit 1996 verliehen.

Nach dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan hatte es, laut Aussage der Verteidigungsministerin auf Wunsch der Rückkehrenden, lediglich einen stillen Empfang in Wunstorf gegeben. Daran regte sich in der Folge mehrfach Kritik - auch aus dem Deutschen BundeswehrVerband. Der Bundesvorsitzende hatte daher gefordert:

Die Leistungen der Soldaten und Soldatinnen im 20 Jahre dauernden Einsatz in Afghanistan und in der Evakuierungsmission hatten zuletzte auch andere politische Akteure gewürdigt. Die brandenburgische Landesregierung und der Landtag dankten bei einer Veranstaltung im Krongut Bornstedt am 21. September etwa 120 in Brandenburg stationierte Soldatinnen und Soldaten. Die Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke sagte bei dieser Gelegenheit: „Die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr hatten beim Einsatz in Afghanistan einen Auftrag, der schwieriger und wichtiger kaum hätte sein können: Die Welt vor Terror zu schützen und einem zerrissenen Land dabei zu helfen, in eine bessere Zukunft zu gehen. Ungeachtet des Abzugs aus Afghanistan in diesem Sommer wissen die Menschen, welche Leistungen und Opfer die Bundeswehrangehörigen in ihrem Interesse erbracht haben. Wir sind dankbar und müssen als Gesellschaft alles tun, um die Soldatinnen und Soldaten auch in Zukunft zu unterstützen, die sich für uns und andere eingesetzt haben."

Brigadegeneral Jens Arlt, dem Kommandeur der Evakuierungsmission wurde kürzlich sogar die zweithöchste zivile Ehrung der Bundesrepublik Deutschland zuteil. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte Arlt auf Vorschlag der Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Anwesend waren auch bei dieser Gelegenheit Soldatinnen und Soldaten, die an der Evakuierungsmission beteilgt waren. Arlt erhielt und akzeptierte die Ehrung ausdrücklich stellvertretend für alle Beteiligten an der Evakuierungsmission.

Im Anschluss an den Appell legten etwa 100 Rekrutinnen und Rekruten des Fallschirmjägerregiments 31 ihr Feierliches Gelöbnis ab. An die Rekruten und Rekrutinnen gewendet sagte die Verteidigungsministerin: "Rekrutinnen und Rekruten, ich wende mich direkt an Sie. Sie haben sich dazu entschieden, unserem Land zu dienen. Ich danke ihnen dafür von ganzem Herzen. Ich danke Ihnen dafür, dass sie sich für die aktive Verteidigung unserer Werte und Interessen entschieden haben. Ich wünsche ihnen allzeit Soldatenglück und Gottes Segen."

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