Generalleutnant Bernd Schütt (r.) empfing die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert im Einsatzführungskommando. Foto: Mario Firyn

28.06.2022
Von Frank Schauka

Besuch in der Kommandozentrale

Parlamentspräsidentin Bärbel Bas und Oberstleutnant i. G. Marcel Bohnert, stellvertretender Bundesvorsitzender des Deutschen BundeswehrVerbandes, besuchten den Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, Generalleutnant Bernd Schütt.

Schwielowsee. Zufälle gibt es... Ausgerechnet an diesem 27. Juni 2022, genau dem Tag, an dem der Stabsgefreite Robert Hartert seinen 38. Geburtstag hätte feiern können – den er aber nicht feiern kann, weil er am Karfreitag 2010 gemeinsam mit zwei Kameraden des Fallschirmjägerbataillons 373 aus Seedorf, Hauptfeldwebel Nils Bruns und Hauptgefreiter Martin Augustyniak, bei einem schweren Feuergefecht in Kundus das Leben verlor – genau an diesem Tag besuchte die Präsidentin des Deutschen Bundestags, Bärbel Bas, das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Schwielowsee bei Potsdam.

Erst ließ Parlamentspräsidentin Bas sich vom Befehlshaber des Einsatzführungskommandos, Generalleutnant Bernd Schütt, anschaulich beschreiben, wie von der Henning-von-Tresckow-Kaserne in Schwielowsee aus seit dem 9. Juli 2001 die Auslandseinsätze und -missionen der deutschen Streitkräfte vorbereitet, begleitet und ausgewertet werden.

Im Anschluss daran wurde Bundestagspräsidentin Bas durch den „Wald der Erinnerung“ auf dem Areal der Kaserne geleitet. Der am 15. November 2014 eingeweihte „Wald der Erinnerung“ ist die zentrale Gedenkstätte der Bundeswehr zum Gedenken an ihre in Auslandseinsätzen ums Leben gekommenen Soldatinnen und Soldaten und zivilen Mitarbeiter.

115 Todesfälle, davon 37 Gefallene, sind seither zu beklagen. Im „Wald der Erinnerung“ wird ihrer gedacht. An einem der Bäume, einer Buche, erinnert eine kleine Plakette an Major Wolfgang Gerlach, geboren am 29. Januar 1960, gestorben am 22. April 1993: „Du fehlst uns!“ Näheres zu den Umständen des Todes von Major Gerlach im Alter von 33 Jahren finden sich HIER.

Gerlachs Name findet sich als vorletzter auf einer Liste mit 22 Toten. Der erste starb am 15. April 1993, die beiden letzten, Major Wolfgang Gerlach und Hauptmann Jörg Klotz, starben am 22. April 1993. Über den 22 Namen steht: „In Erfüllung ihrer Dienstpflicht fanden den Fliegertod“.

Robert Harterts Name findet sich nicht nur an einem Baum. Leicht verdeckt von einem bodentiefen Zweig mit grünen Ahornblättern, ist auf einer Baumscheibe am Waldboden eine steinerne Tafel angebracht, nicht groß, doch groß genug, um in Worte zu fassen und zu ermessen, wie sehr Robert Hartert seinen Liebsten fehlt: „Und immer sind da Spuren deines Lebens, Gedanken, Bilder und Augenblicke. Sie werden uns an dich erinnern, uns glücklich und traurig machen und dich nie vergessen lassen. deine Mom, dein Dad und dein Bruder“. Neben diesen eingravierten Sätzen, liegt, aus Bronze, wie schwebend, ein verwehtes Blatt, darüber, geformt als Medaillon, Robert Harterts Portrait.

Vielleicht war auch dies gestern ein Zufall: Als Oberstleutnant i. G. Marcel Bohnert, stellvertretender Bundesvorsitzender des Deutschen BundeswehrVerbandes, an der Seite von Generalleutnant Bernd Schütt durch den „Wald der Erinnerung“ schritt, verharrte Bohnert an einer der steinernen Stelen. Es war die Stele, die an 17 Soldaten erinnert, die in den Jahren 2009 und 2010 im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

Mit einem Finger seiner linken Hand berührte Bohnert, der in Afghanistan im Kampfeinsatz war, ein unscheinbares Schild auf der Stele. „12K3“, die Aufschrift des Schildes, erinnert an den Marsch zum Gedenken an das Karfreitagsgefecht. Gleich neben dem Schild, rechts davon, steht, als elfter Name von oben: Robert Hartert.

Bohnert schließt in dem Moment, da er die Stele berührt, seine Augen. Drei-Sterne-General Schütt, Afghanistan-Kämpfer wie Bohnert, steht schweigend daneben. Schütt blickt auf die Stele, auf die Namen Alexander Janelt, Conrad Hötzel, Sergej Motz, Martin Brunn, Oleg Meiling, Alexander Schleiernick, Patric Sauer, Florian Philip Biel, Martin Kadir Augustyniak, Nils Bruns, Robert Hartert, Dr. Thomas Broer, Marius Josef Dubnicki, Josef Kronawitter, Jörn Radloff, Florian Pauli, Oliver Oertelt.

„An diesem besonderen Ort wird spürbar, warum es einer wertschätzenden und ernst gemeinten Veteranenpolitik bedarf“, sagt DBwV-Bundesvize Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert. „Unsere Einsätze mit ihren Gefallenen, Verwundeten und Traumatisierten müssen im Bewusstsein der Gesellschaft verankert werden. Das sind wir allen Einsatzveteranen, den Opfern und den Hinterbliebenen schuldig."

Am Fuße der Stele, rechts am Rande, liegt ein rundlicher weißer Stein, so groß wie zwei Fäuste. Auf ihm steht Danke.

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