Verteidigungsminister Boris Pistorius (links) begrüßt Generalmajor Dirk Faust, Kommandeur der Divison Schnelle Kräfte, vor der A400M, die erste Soldatinnen und Soldaten der Sudan-Rettungsmission nach Hause gebracht hat. Neben ihm Außenministerin Annalena Baerbock und Generalinspekteur Carsten Breuer. Foto: Frank Jungbluth/DBwV

29.04.2023
Von Frank Jungbluth (Text und Fotos)

Geschichten von Zusammenhalt und Tapferkeit

Das jüngste Kind, das die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr bei der Rettungsmission Sudan aus dem Krieg in Sicherheit gebracht haben, war zwei Tage alt. Die ersten 400 Fallschirmjäger und Spezialkräfte der Division Schnelle Kräfte sind am Wochenende in Wunstorf gelandet. Für alle 1.000 Soldatinnen und Soldaten, die an der erfolgreichen Mission beteiligt waren, wird Verteidigungsminister Boris Pistorius eine Einsatzmedaille stiften.

Es ist 16:54 Uhr. Durch den wolkenverhangenen Himmel über dem Fliegerhorst Wunstorf nahe Hannover brechen die ersten Sonnenstrahlen des Tages. Die dunkelgraue schwere Transportmaschine vom Typ A400M senkt sich langsam zu Boden und setzt sanft auf. In ihrem Inneren sind Soldaten und Material. Die Fallschirmjäger und Spezialkräfte an Bord haben abenteuerliche Tage hinter sich. Seit dem vergangenen Wochenende waren sie von Jordanien aus im Bürgerkriegsland Sudan im Einsatz. Ihre Mission: 300 deutsche Staatsbürger aus Krieg und Chaos retten und möglichst viele Menschen in Sicherheit bringen. Die Mission ist eine der erfolgreichsten in der Geschichte der Bundeswehr. Die Maschine steht auf dem Rollfeld vor einem Hangar. Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) geht an Bord, neben ihr Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD).

Eine Einsatzmedaille für alle, die bei der Mission dabei waren

Wenige Minuten später versammeln sich 400 Soldatinnen und Soldaten der Sudan-Mission im Hangar, der Verteidigungsminister hat das Wort: „Ihnen allen ein herzliches Willkommen. Sie alle haben zehn Tage lang Großartiges geleistet. Sie alle. Jeder. Jeder an seinem Platz. Sie haben über 700 Menschen evakuiert. Aus einem Land, in dem Krieg ausgebrochen war. Bürgerkrieg. Die Operation war in jeder Hinsicht ein voller Erfolg. Und dafür danke ich allen Beteiligten. Von denjenigen angefangen, die vor Ort im Einsatz waren. Über diejenigen in Jordanien, die in Bereitstellung waren hier in Wunstorf, in Dschibuti und anderswo. Vielen Dank. Hier hat ein Rad ins andere gegriffen. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar. Die Operation war vom ersten Tag ein Erfolg. Schon ein Tag nach der Aktivierung waren die ersten Einsatz-Verbände in Jordanien“, sagt der Minister.

Überall spürt man den Stolz auf die Truppe

In der Halle fühlt man, fühlen wohl beinahe alle Anwesenden den Stolz über die Truppe, diesen Einsatz. Darüber, dass die Bundeswehr ein geachteter Partner im Bündnis und eine verlässliche Streitmacht ist, die auch an noch so entfernten und gefährlichen Orten der Welt jederzeit in der Lage ist, Deutsche zu retten, Menschen zu evakuieren. Zuvor ist die erste von vier Maschinen, die an diesem Abend in Niedersachsen landen mit der obligatorischen Wasserfontäne aus den Rohren zweier Tanklöschfahrzeuge der Bundeswehr-Feuerwehr begrüßt worden. Die Sonne spiegelt sich im Wasser auf der Landebahn. Frauen, Kinder stehen hinter einer Absperrung. Sie warten auf den Vater, die Mutter, den Partner, den Ehemann.

Zwei Minister, zwei Dutzend Bundestagsabgeordnete, die Wehrbeauftragte Eva Högl, der Generalinspekteur General Carsten Breuer, die Inspekteure des Heeres und der SKB sind gekommen, Generalleutnant Alfons Mais und Generalleutnant Martin Schelleis. Admiral Frank Lenski, der Befehlshaber der Flotte. Vom Deutschen BundeswehrVerband ist der 1. Stellv. Vorsitzende Stabsfeldwebel Thomas Schwappacher angereist. Für die Luftwaffe hat Inspekteur Ingo Gerhartz die Ehre erwiesen, für die Dimension Cyber- und Informationsraum der Inspekteur Vizeadmiral Dr. Thomas Daum. Das zeigt den tiefen Respekt vor der Leistung der Soldatinnen und Soldaten, die im Einsatz waren.

Vor zwei Jahren, als die Truppe aus Afghanistan zurückkehrte, war das anders, da war es sehr einsam auf dem Fliegerhorst, der Heimat des Lufttransportgeschwaders 62. Boris Pistorius spricht aus, was viele denken an diesem Abend: „Die Bundeswehr ist ihrer Verantwortung gerecht geworden. Sie ist dem Auftrag gerecht geworden, von Mannschafter bis zum General. Das Ganze hat gezeigt. Unsere Bundeswehr, unsere Truppe ist professionell, ist solidarisch und verlässlich. Und sie ist hochkompetent. Und dass diese Operation als solche gelungen ist, ist das Verdienst aller. Sie haben Taten für sich sprechen lassen. Und die Botschaft war ganz klar: Auf die Bundeswehr ist Verlass. Deshalb können Sie sich auch als Soldaten der Parlamentsarmee auf den Deutschen Bundestag und seine Abgeordneten verlassen."

 

Außenministerin Annalena Baerbock hatte zuvor von den Stunden der Entscheidung im Keller des Außenministeriums berichtet: „Sie haben Frauen, Kinder und Männer aus 40 Nationen sicher aus dem Sudan gebracht. Das jüngste Kind, das sie gerettet haben, war gerade zwei Tage alt. Als wir gemeinsam in den letzten Tagen im Keller des Auswärtigen Amtes diesen Einsatz geplant haben, da mussten wir schwierige Entscheidungen treffen, Risiken abwägen, uns mit internationalen Partnern abstimmen, um dann zu beschließen: Jetzt geht's los. Jetzt können wir deutsche Staatsangehörige evakuieren. Aber wir haben nur diese Entscheidung getroffen. Sie aber sind es, die diese Operation ausgeführt haben. Sie sind es, die als Soldatinnen und Soldaten, als Kolleginnen und Kollegen aus dem Auswärtigen Amt und von der Bundespolizei in diesem Unterstützungs-Team direkt in diese gefährliche Krise hineingeflogen sind. Mit allen Risiken."

„Die Operation ist für mich noch nicht beendet“

„Die Operation ist für mich noch nicht beendet“, sagt Generalmajor Dirk Faust, Kommandeur der Division Schnelle Kräfte. „Es geht jetzt im Rahmen der strategischen Rückverlegung darum, alle Kräfte und das Material zurück nach Deutschland zu bringen und hier natürlich schnellstmöglich wieder die volle Einsatzbereitschaft der eingesetzten Kräfte im Rahmen des nationalen Krisen- und Risikomanagements sicherzustellen.“ Die Lage, sagt Faust, sei stabil gewesen, als er selbst als Führer Task Force am Montag in den Sudan geflogen sei. Die Bundeswehr übernahm dann den Betrieb des Flughafens und den Flugbetrieb von den Franzosen, dann folgten die Briten.

Ein Einsatz mehr, aber dieses Mal musste es schnell gehen

Hauptfeldwebel Michelle (37) hat ihr Gewehr noch in der Hand, als sie berichtet, wie es war, einzuschweben in das Land in dem Krieg und Chaos herrschen. Sie war schon in Afghanistan und Niger. „Ein Einsatz mehr und dieses Mal musste er sehr schnell gehen. Wir wurden Dienstag alarmiert, am Sonntag ging es los“, erzählt die Fallschirmjägerin. Sie ist eine von 1.000, die bei diesem denkwürdigen Einsatz dabei waren. In einigen Wochen wird sie ihre Kameradinnen und Kameraden wiedersehen. Der Bundesverteidigungsminister wird dann allen, die bei der Rettungsmission Sudan dabei waren, eine Einsatzmedaille verleihen.

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