Oberleutnant Hülya Süzen mit den Kameraden aus dem POLYGONE-Ausbildungszentrum. Foto: DBwV/Hülya Süzen

01.11.2025
Von Hülya Süzen

POLYGONE – Vergangenheit trifft Zukunft

Ein Besuch bei einer einzigartigen Ausbildungsstätte der Luftwaffe, die Geschichte und Moderne vereint.

Zwischen alten NVA-Systemen und modernster NATO-Ausbildung: POLYGONE ist ein Ort, an dem Geschichte lebendig bleibt und Zukunft entsteht. Bei meinem Besuch wurde mir klar, wie eng Tradition, Technik und Teamgeist hier miteinander verbunden sind.

Ein Ort voller Geschichte und Kameradschaft

Schon beim Betreten des Standorts war spürbar: POLYGONE ist mehr als nur ein Ausbildungszentrum. Hier begegnen sich Menschen mit gegenseitigem Respekt, arbeiten Seite an Seite über Nationen hinweg – und bewahren ein Stück militärischer Geschichte.

Das trinationale Ausbildungszentrum, das von Frankreich, den USA und Deutschland gemeinsam betrieben wird, steht symbolisch für das enge Zusammenwirken der NATO-Partner. Schon das Wappen zeigt diese Verbundenheit. POLYGONE bildet fliegende Besatzungen in der elektronischen Kampfführung (EK) aus und schafft realistische Szenarien, um den Umgang mit modernen Bedrohungen zu trainieren.

Besonders beeindruckt hat mich das familiäre Miteinander. Trotz sehr heterogener Besetzung wirkt das Team wie eine gewachsene Einheit. Hier zählt nicht nur Technik, sondern vor allem Vertrauen und Erfahrung – Werte, die in der heutigen Zeit unbezahlbar sind.

Modernes Training für aktuelle Herausforderungen

POLYGONE basiert auf einem Memorandum of Understanding (MOU) zwischen den drei Nationen. Es erlaubt den Unterzeichnerstaaten, die Einrichtung kostenlos zu nutzen, während andere Länder für ihre Trainingsanteile zahlen.

Angesichts der sicherheitspolitischen Lage in Europa sind die hier durchgeführten Szenarien heute wichtiger denn je. Das Zentrum ermöglicht es, komplexe Bedrohungslagen realitätsnah abzubilden und die fliegenden Besatzungen optimal auf Einsätze im Verbund vorzubereiten.

Wenn Technik Geschichte erzählt

Faszinierend ist die Verbindung von Historie und Hightech, die sich überall auf POLYGONE zeigt. Die mobilen Bedrohungssimulatoren MoBS-1 (SA-6) und MoBS-2 (SA-8) stammen noch aus den Beständen der ehemaligen Nationalen Volksarmee (NVA).

Anfang der 1990er Jahre wurden diese Systeme – samt erfahrenem Personal – aus Ostdeutschland nach Geilenkirchen gebracht, überholt und für den neuen Auftrag vorbereitet. Seit 1994 werden sie auf POLYGONE betrieben und sind bis heute im gesamten europäischen Raum im Einsatz.

Die letzten Kameraden mit Vordienstzeit in der NVA stehen nun kurz vor dem Ruhestand – ein stiller Generationswechsel, der deutlich macht, wie viel Erfahrung und Geschichte in dieser Einrichtung steckt.
 

Ein weiterer Meilenstein war die Integration des MoBS-5 (ROLAND), eines ehemaligen Bundeswehr-Systems, das nach seiner Außerdienststellung erfolgreich in den Betrieb aufgenommen wurde.
Die Ausbildung der Bedienerinnen und Bediener erfolgt vollständig „in house“ – ein Garant für Qualität und tiefes Systemverständnis.

Internationale Zusammenarbeit als tägliche Realität

Wie eng das internationale Miteinander bei POLYGONE funktioniert, beschreibt Stabsfeldwebel Holger B., einer der dienstältesten Soldaten der Einrichtung:

„Das Besondere an POLYGONE ist die internationale Arbeit. Durch die Verlegungen ins Ausland lernt man viele unterschiedliche Menschen kennen, was ich als sehr wertvolle Erfahrung empfinde. Ebenfalls ist es immer wieder interessant zu erleben, wie in anderen Ländern Probleme gelöst werden. Nach über 30 Jahren Dienstzeit auf POLYGONE – und 40 Jahren als Soldat – kann ich sagen, dass die Ausbildungsunterstützung der fliegenden Besatzungen immer noch herausfordernd und interessant ist. Die Fragen zum System haben sich zwar nie geändert, doch mit zunehmender Erfahrung fällt die Beantwortung leichter.“

Seine Worte spiegeln wider, was man in jeder Ecke der Einrichtung spürt: Leidenschaft, Berufsstolz und internationale Kameradschaft.

Ein Stück gelebte Bundeswehr

Mein Besuch hat mir gezeigt, dass POLYGONE weit mehr ist als eine Ausbildungsstätte. Es ist ein Ort, an dem Tradition auf Fortschritt trifft, an dem alte Technik mit modernem Wissen verschmilzt und Menschen aus drei Nationen Hand in Hand für ein gemeinsames Ziel arbeiten – die bestmögliche Vorbereitung unserer fliegenden Besatzungen.

Hier werden Erfahrungen bewahrt, Wissen weitergegeben und Zukunft gestaltet.
POLYGONE ist ein Beispiel dafür, wie die Bundeswehr – gemeinsam mit ihren Partnern – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verbindet.

POLYGONE in Kürze:

  • Trinationale Einrichtung von Frankreich, USA und Deutschland
  • Schwerpunkt: Ausbildung in elektronischer Kampfführung (EK)
  • Nutzung für Unterzeichnerstaaten kostenfrei
  • Betrieb seit 1994, Standorte in Deutschland und Frankreich
  • Historische Simulatoren aus NVA- und Bundeswehr-Beständen im Einsatz
  • Ausbildung des Bedienpersonals erfolgt vollständig „in house“

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