DBwV für neues Artikelgesetz Militärische Sicherheit, fordert aber Nachbesserungen
Mannschaften, eine Dienstgradgruppe vor großen Aufgaben
„So einen Aufwuchs hat es seit 1955 nicht gegeben“
Antrittsbesuch bei L92
Neue Alimentations-Entscheidung des BVerfG zur Berliner Beamtenbesoldung unterstreicht Verfassungswidrigkeit
Volkstrauertag: Gegen das Vergessen
Erinnerung an Oberstleutnant Armin-Harry Franz
„Wir wollen, dass Deutschland sich verteidigen kann“
Panzerbrigade 45: Einsatzversorgung in Litauen gesichert
Verbandserfolg: Ehepartnerzuschlag für ins Ausland mitreisende Ehegatten durchgesetzt
Zeitsoldaten als Fachkräfte gefragt
Berufsinformationsmesse in Burg
Bundestag verlängert EU- und Nato-Mission im Mittelmeer
Bundestag berät über vier Auslandseinsätze
UNMISS und EU NAVFOR Aspides sollen bis 2026 verlängert werden
Bundestag verlängert Mandate für drei Auslandseinsätze
Gedenken: Erinnerung an Patrick Behlke und Roman Schmidt
Gedenken: Erinnerung an Feldwebel Alexander Arndt
Gedenken: Erinnerung an Oberstabsarzt Dr. Dieter Eißing
Resolution der 22. Hauptversammlung: DBwV fordert ein Artikelgesetz Aufwuchs und die Einführung einer Wehrpflicht
Europa und Ehrungen stehen im Mittelpunkt
Die 22. Hauptversammlung: Das sagen die Delegierten
Überwältigende Mehrheit für Oberst André Wüstner
Die Eidgenossen bleiben reserviert gegenüber ihren kontinentalen Nachbarn – der Wille zur Eigenständigkeit hat eine lange Tradition. Foto: picture alliance
Für ihre Geheimnisse ist die Schweiz zugleich bekannt und berüchtigt. Nach zähem Ringen musste sie auf Druck ihrer wichtigsten Partner ihr legendäres Bankgeheimnis lüften und sich den internationalen Spielregeln beugen. Was in der Schweiz als politische Niederlage empfunden wurde, soll sich nicht wiederholen. Erneut als Verliererin ein europäisches Schlachtfeld zu verlassen, darf in den Schweizer Augen nicht passieren. In der Schweiz hat der Bürger aufgrund der fast heiliggesprochenen direkten Demokratie bei der Europapolitik das letzte Wort. Jede fremde Einmischung wird per se als Souveränitätsverletzung verurteilt, sodass die europapolitische Zukunft des Landes – seit der am 6. Dezember 1992 per Referendum besiegelten Ablehnung ihres Beitritts in den Europäischen Währungsraum (EWR) – als eine innenpolitische Angelegenheit betrachtet wird.
Schweizerische Europapolitik ist schweizerische Innenpolitik – so mindestens die Meinung der großen Mehrheit der Bürger und auch der Politiker, die je nach politischer Couleur die Beziehungen zur EU zu ihren Gunsten instrumentalisieren. Sich als schweizerischer Proeuropäer zu profilieren, gilt inzwischen als verdächtig. Selbst die EU-freundlichen Sozialdemokraten halten sich zunehmend bedeckt und fürchten deswegen, als „EU-Gesandte“ vom Wähler abgestraft zu werden. Der antieuropäische Diskurs hat seit einem Vierteljahrhundert Hochkonjunktur, sodass ein Beitritt der Schweiz in die Europäische Union vor 2040 unwahrscheinlich ist.
Zusammen mit Dänemark und Norwegen gehört die Schweiz zu den Vorläufern des nun weitverbreiteten Euroskeptizismus. Als wohlhabende Staaten beziehungsweise als potentielle Geldgeberländer fällt ihnen ein Solidaritätsbeitrag zugunsten der wirtschaftlich schwächeren Partner schwer. Darüber hinaus lehnen viele Eidgenossen eine Ausdehnung des in der Schweiz selbst praktizierten und von den reichen Kantonen in Frage gestellten Finanzausgleichs ab, umso mehr, als vor allem gut betuchte Personen vom schweizerischen Steuersystem profitieren, welches gewissen europäischen Verteilungsmechanismen widersprechen dürfte.
Die Schweiz will eigenständig bleiben. Davon überzeugt, es alleine zu schaffen und jedem anderen Paroli zu bieten, fühlt sie sich in ihrem alpenländischen Rückzugsgebiet am wohlsten. Dies geht auch auf die schweizerische Militärstrategie während des Zweiten Weltkriegs zurück, als auf Befehl des trotz seiner Mussolini-freundlichen Sympathien heute noch hochgelobten Generals Henri Guisan die schweizerischen Soldaten beordert wurden, ihr Land aus den in den Bergen unterirdisch versteckten Bunkern gegen den deutschen Aggressor zu verteidigen. Bekannt unter dem französischen Begriff des „réduit“, was so viel wie ein Rückzugsort bedeutet, hat die sogenannte „Réduit-Mentalität“ die Nachkriegszeit überlebt. In der Annahme, der Feind befinde sich weiterhin in Europa und darunter in Deutschland, blicken zahlreiche antieuropäische Schweizerinnen und Schweizer stolz auf diese Vergangenheit zurück. Trotz gegenteiliger historischer und wissenschaftlicher Beweise macht sich damit eine ideologisch geprägte Rhetorik breit, die in der heutigen schweizerischen Gesellschaft noch viele Spuren hinterlassen hat.
Die Schweiz tut sich mit dem Thema Europa bewusst schwer. Sie hat einige Rendezvous mit der europäischen Integrationsgeschichte absichtlich verpasst und sich dafür entschieden, einen anderen Weg zu gehen. Deshalb nahm sie Großbritannien oft als Beispiel und wandte sich an London, um ihre Interessen zu vertreten. Hinter verschlossener Tür begrüßten sogar einige ihrer Politiker den Brexit und hofften, damit für die Zukunft der Eidgenossenschaft Kapital zu schlagen. Nun müssen sie aber einsehen, dass die EU der britischen Regierung kaum Zugeständnisse machen wird. Gleiches gilt auch für die Schweiz, die nun von Brüssel unter Druck gesetzt wird, ein sog. „Rahmenabkommen“ zu unterzeichnen, welches noch lange nicht unter Dach und Fach ist.
Prof. Dr. Gilbert Casasus lehrt am Fachbereich Europastudien der schweizerischen Universität Freiburg.
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