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Aus Afrika ins Baltikum: Die Verteidigungsministerin bereist in schneller Folge die Bundeswehr im Ausland. Die Herausforderungen könnten anders nicht sein.
Vilnius/Berlin - Nächste Station: Litauen. Nur einen Tag nach ihrer Westafrika-Reise bricht Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) Richtung Osten auf. Erste Station ist am Donnerstag (10. Oktober 2019) Rukla in Litauen. Rund 100 Kilometer von der russischen Grenze entfernt führen dort über 500 Bundeswehrsoldaten einen multinationalen Gefechtsverband. Als Reaktion auf die wachsenden Spannungen mit Russland nach der Annexion der Krim hatte das westliche Militärbündnis jeweils rund 1.000 Soldaten in die drei baltischen Staaten und nach Polen verlegt.
Seit mehr als zwei Jahren verstärkt die Bundeswehr in Litauen den Schutz der Nato-Flanke. Neben den Soldaten wurde jede Menge schweres Gerät in den Baltenstaat verlegt, darunter mehrere Schützen- und Kampfpanzer. Bei einem Kampf helfen diese jedoch nicht: Im Internet gibt es einen unsichtbaren Gegner.
Schon mit Stationierung musste sich die Bundeswehr in Litauen mit gezielten Desinformationskampagnen auseinandersetzen. Kurz nach ihrer Ankunft wurde durch E-Mails an Politiker und Medien das Gerücht gestreut, Bundeswehr-Soldaten hätten eine Minderjährige vergewaltigt. Ein anderes Mal wurde der deutschen Kommandeur des Nato-Bataillons in sozialen Medien als «russischer Agent» diffamiert. Vermeintlicher Beleg: Fotos, die ihn auf dem Roten Platz in Moskau zeigen sollen. Es sind Einzelfälle, heißt es aus der Bundeswehr.
Die bislang absurdeste Behauptung folgte vor gut zwei Wochen: Ein deutscher Panzer soll angeblich am 22. September 2019 über den Jüdischen Friedhof in Kaunas gefahren sein. Diesen Eindruck erweckt zumindest ein Foto, auf dem im Vordergrund mehrere Grabsteine und weiter hinten ein halb von Bäumen verdecktes Militärfahrzeug zu sehen sind. Doch bei dem Foto handelt es sich um eine Montage. Sowohl das Bild als auch der Email-Account, über den die Falschinformation in Umlauf gebraucht wurde, waren schnell als Fake auszumachen.
Eine Bildanalyse macht deutlich, dass es sich nicht um eine Aufnahme vom 22. September handeln kann, da die Bäume in vollem Grün stehen und noch keine herbstliche Laubfärbung zu sehen ist. Auch der Panzer scheint nachträglich in die Aufnahme kopiert worden zu sein: Wäre er tatsächlich über den Friedhof gefahren, hätte das tonnenschwere Gefährt tiefe Rillen im Gelände hinterlassen. Solche Spuren sind weder auf dem angeblichen Beweisfoto noch anderswo im Netz zu finden.
Nach Beurteilung des litauischen Militärs wurden die falschen Geschichten über die Bundeswehr «gezielt und koordiniert» gestreut - mit Hilfe von Cyberattacken und Desinformationskampagnen. Dies zeigen Analysen der Abteilung für Strategische Kommunikation der Armee des deutschen Nato-Verbündeten. Deren Experten schlagen Alarm, wenn im Internet Propaganda verbreitet wird und mit Hilfe von Fake News die öffentliche Meinung beeinflusst werden soll.
Die Inhalte wirken häufig wahllos erfunden. Doch folgt das Vorgehen dem litauischen Militär zufolge einem Muster: Für die Fake News werden reale Ereignisse mit falschen Informationen vermischt und dann in mehreren Sprachen über gehackte oder eigens erstellte Webseiten ausgebreitet, oftmals zusammen mit manipulierten Bildern. So war etwa die Bundeswehr am 22. September tatsächlich in Kaunas, um sich bei den «Deutschen Tagen» in Litauens zweitgrößter Stadt zu präsentieren.
Ausgenutzt werde dabei die Funktionslogik von Medien und der sozialen Netzwerke. Ein zersetzender Verdacht soll sich ausbreiten: Es gehe darum, das Vertrauen der Bevölkerung zu erschüttern - in die Nato-Truppen und die Sicherheit des Landes. In Litauen scheint es bislang aber nicht zu verfangen: Ende 2018 befürworteten in einer Umfrage jeweils mehr als 80 Prozent der Litauer die Nato-Mitgliedschaft und Präsenz von Nato-Truppen in ihrem Land.
Was aber kann man den perfiden Umdeutungen und Verfälschungen sowie deren massenhaften Verbreitung wirkungsvoll entgegensetzen? «Unsere beste Waffe, um uns gegen diese falschen Information zu wehren, ist die Wahrheit», heißt es beim litauischen Militär. Betont wird von den Cybersoldaten in Vilnius in diesem Zusammenhang die Bedeutung unabhängiger Medien, die Fakten checken und kritisch berichten.
Verteidigung und Abwehr bedeute zudem auch: Schwachstellen ausfindig machen, die Hacker ausnutzen könnten. So wurde beim jüngsten Fake-News-Angriff auf die Bundeswehr eine E-Mail von einem neu angelegten Account mit einem Link zu der Falschmeldung und Schadsoftware verschickt. Die Nachrichten selbst seien in mehreren Schritten an verschiedenen Tagen auf gehackten lokalen Internetportalen platziert worden.
Wer steckt dahinter? Angesichts der komplexen Operation sei die Rückverfolgung zu einer bestimmten Quelle schwierig, aber durchaus machbar, erklären die Experten des Militär. Cyberattacken und Desinformationskampagnen gehörten demnach zu den Standardinstrumenten ausländischer Geheimdienste. «Ein Einzelner könnte eine solche Aktion nicht ausführen», betont ein hochrangiger litauischer Offizier. Die politische Auslegung überlässt er anderen.
Das Unwägbare an der Lage: Wie gut man darauf vorbereitet ist, erfährt man immer erst, wenn es online schon knallt. «Es ist ein zermürbender, aber notwendiger Kampf. Wenn wir hier scheitern, steigt die Chance eines realen militärischen Konflikts», ist man beim litauischen Militär überzeugt.
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