06.02.2019
dpa

Abberufener Vorstand: «Gorch Fock»-Probleme nicht Schuld der Werft

Berlin - Ein kürzlich abberufener Vorstand der Elsflether Werft AG hat eine Schuld des Unternehmens an der Kostenexplosion bei der Sanierung des Segelschulschiffs «Gorch Fock» zurückgewiesen. «Die Entscheidung über Kostensteigerungen hat zu keinem Zeitpunkt mit der Werft zu tun», sagte der Mann der Zeitung «Die Welt». In dem am Dienstag (5. Februar 2019) online veröffentlichten Interview wurde der Name des früheren Werft-Verantwortlichen nur abgekürzt angegeben.

Das Schulschiff der Bundesmarine wird von der Elsflether Werft in einem Dock in Bremerhaven saniert. Die Sanierung des 1958 gebauten Dreimasters sollte zunächst knapp 10 Millionen Euro kosten, im vergangenen März war dann von 135 Millionen Euro die Rede. Der Bundesrechnungshof machte für die Kostenexplosion auch jahrelange Versäumnisse bei Bundeswehr und Verteidigungsministerium verantwortlich.

Die Werft habe nur auf Anfragen des Marinearsenals und des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr reagiert, sagte der interviewte Manager. «Wir konnten keine Schraube in dieses Schiff drehen, ohne dass das irgendjemand vorher genehmigt hat.»

Der Aufsichtsrat und der gesamte Vorstand der Elsflether Werft AG waren Ende Januar mit sofortiger Wirkung abberufen worden. Nach bisherigen Erkenntnissen stünden der bisherige Aufsichtsrat und Vorstand unter dem Anfangsverdacht, erhebliche Pflichtverletzungen zu Lasten der Werft begangen zu haben, hieß es zur Begründung in einer Mitteilung der Sky-Stiftung, faktisch alleinige Anteilsinhaberin der niedersächsischen Traditionswerft. Gegen den bisherigen Vorstand laufen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Untreue.

In dem Interview wies das abberufene Vorstandsmitglied dies zurück: «Ich stelle mich den Vorwürfen und ich verteidige mich dagegen», sagte er der «Welt». Er habe nichts zu verbergen. «Natürlich sind Gelder von der Werft an mein Privatvermögen geflossen, nämlich mein monatliches Gehalt. Teilweise auch Boni, wenn wir besonderen geschäftlichen Erfolg hatten. Aber illegal war da gar nichts.»