Diskutierten bei der Konrad-Adenauer-Stiftung (v.l.n.r.): Moderatorin Dr. Christina Krause, Dr. Timo Graf, Thomas Röwekamp, Dr. Anne Gidion, Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert und Ljudmyla Melnyk. Foto: DBwV/Yann Bombeke

01.12.2025
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Die Zeitenwende in den Köpfen

Zwischen Kriegsangst und Kriegstauglichkeit – in welchem Bereich bewegt sich unsere Gesellschaft? Und wie resilient zeigt sie sich gegenüber Bedrohungen? Gemeinsam mit dem Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) hat sich die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) auf einer Abendveranstaltung dieser Frage angenommen.

Dazu hatten die Veranstalter eine Reihe von Gesprächspartnern aufs Podium eingeladen: Thomas Röwekamp (CDU), der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, war ebenso dabei wie Dr. Timo Graf vom ZMSBw, Ljudmyla Melnyk, Präsidentin der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft, Dr. Anne Gidion, Prälatin und Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Bunderepublik Deutschland, und Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert, ehemaliger Stellvertreter des Bundesvorsitzenden im Deutschen BundeswehrVerband. Moderiert wurde die Runde von Dr. Christina Krause, Leiterin Internationale Politik und Sicherheit bei der KAS.

Mit Blick auf den langen und steinigen Weg zur Einsatzbereitschaft der Streitkräfte sagte Bohnert: „Wir quälen uns in die Kriegstüchtigkeit.“ Bei einem „großen Tanker wie der Bundeswehr“ brauche die Kehrtwende eben ihre Zeit. Auf den neuen Wehrdienst angesprochen sagte Bohnert, dass eine Verjüngungskur der Truppe dringend geboten sei, denn „die Bundeswehr schrumpft und überaltert“. Zudem müsse aufs Tempo gedrückt werden: „Wir haben einfach keine Zeit“, stellte Bohnert fest und warnte: „Es wird eine ganz harte Übergangszeit geben, es wird kräftig ruckeln im Kasten mit den neuen Wehrdienstleistenden.“

Doch finden sich genug junge Menschen, die bereit sind, ihren Dienst für das Land zu leisten? Basierend auf den Erfahrungen ihrer ukrainischen Heimat sagte Ljudmyla Melnyk: „Wenn die Bedrohung greifbar ist, dann verhält man sich anders.“ Der Krieg ist eine abstrakte, für viele Menschen in Deutschland vermeintlich weit entfernte und kaum greifbare Bedrohung. „Wir sind es nicht gewohnt, über Fragen von Krieg und Frieden am Familientisch zu reden“, sagte Thomas Röwekamp. Die junge Generation frage zurecht: Warum willst du mir die Freiheit einschränken? Dies sei ein guter Zeitpunkt, so der CDU-Politiker, über den Freiheitsbegriff zu sprechen, darüber, woher diese Freiheit kommt und wer sie garantiere.

Dr. Timo Graf stellte fest, dass sich eine Kriegsangst nicht hemmend auf die Verteidigungsbemühungen auswirke. Bereits vor der Podiumsrunde hatte Graf einige Ergebnisse der jüngsten Umfrage des ZMSBw vorgestellt. Demnach wünsche sich eine große Mehrheit in Deutschland eine Stärkung der nationalen Verteidigungsfähigkeit. „Das ist die Zeitenwende in den Köpfen“, so Graf. Russland werde von rund 70 Prozent der Deutschen als Bedrohung empfunden, so der Wissenschaftler.

Dr. Anne Gidion sagte, dass auch Christen ihr Land gegen Gewalt verteidigen könnten. Nicht zu handeln, könne auch als unterlassene Hilfeleistung verstanden werden.

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