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Das Schild am Eingang der Hauptfeldwebel-Lagenstein-Kaserne in Hannover. Foto: Tim Rademacher
Wer waren die Persönlichkeiten, deren Namen groß an den Kasernen prangen? In der Serie „Kasernennamen unter der Lupe“ werden einige dieser bedeutenden Menschen beleuchtet.Den Auftakt machte der Widerstandskämpfer Julius Leber, es folgte der Physiker Heinrich Hertz. Im dritten Teil widmen wir uns Hauptfeldwebel Tobias Lagenstein, der in Afghanistan gefallen ist.
Die Kasernen der Bundeswehr tragen normalerweise die Namen von Persönlichkeiten der deutschen Militärgeschichte, von Politikern oder von Widerstandskämpfern gegen das NS-Regime. Es gibt aber einen Standort, der eine Besonderheit aufweist: Die Hauptfeldwebel-Lagenstein-Kaserne in Hannover ist die einzige Liegenschaft, die nach einem gefallenen Soldaten der Bundeswehr benannt ist. Im Mai 2011 ist der Norden Afghanistans ein extrem gefährliches Einsatzgebiet. Insbesondere in der Region um Kundus kommt es beinahe täglich zu Angriffen aufständischer Kämpfer auf afghanische Sicherheitskräfte, aber auch auf Einheiten der Bundeswehr, die zu dieser Zeit noch in der Fläche operieren und regelmäßige Patrouillen außerhalb der Feldlager fahren. In dieser Zeit gehören Tod und Verwundung zum Bundeswehr-Alltag in Nordafghanistan.
Auch am Morgen des 28. Mai 2011 wird im Feldlager Kundus getrauert. Die Kameraden nehmen Abschied von Hauptmann Markus Matthes, gefallen drei Tage zuvor bei der Explosion einer Sprengfalle. Die Trauerrede hält Generalmajor Markus Kneip, der im Anschluss einen Gesprächstermin beim nordafghanischen Polizeichef Mohammed Daoud Daoud hat. Begleitet wird der deutsche Kontingentführer von seinem Berater, Major Thomas Tholi, und vom Personenschützer Hauptfeldwebel Tobias Lagenstein. Als die Gruppe nach dem Gespräch den Gouverneurspalast verlässt, passiert es: Ein Selbstmordattentäter zündet seinen Sprengsatz. Major Tholi und Hauptfeldwebel Lagenstein werden durch die Explosion in den Tod gerissen, ebenso General Daoud Daoud und vier weitere Afghanen. Generalmajor Kneip überlebt den Anschlag mit schweren Verwundungen.
Knapp sieben Jahre später: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen stellt am 18. März 2018 in Hannover den neuen Traditionserlass der Bundeswehr vor. Ort ist die Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr in der Emmich-Cambrai-Kaserne. Der Standort, bislang benannt nach dem preußischen General Otto von Emmich und der Schlacht von Cambrai im Ersten Weltkrieg, erhält an diesem Tag einen neuen Namen: Hauptfeldwebel-Lagenstein-Kaserne – in Erinnerung an den Feldjäger, der im Mai 2011 im Alter von 31 Jahren sein Leben in Afghanistan ließ.
In den Jahren zuvor hatte es eine Diskussion um Otto von Emmich gegeben. Dem 1915 verstorbenen General der Infanterie wurde die Beteiligung an Kriegsverbrechen vorgeworfen. Obwohl eine persönliche Beteiligung Emmichs an solchen Verbrechen zumindest zweifelhaft erscheint, sprach sich eine Mehrheit der in Hannover stationierten Soldaten für eine Namensänderung aus. „Sie, die Soldatinnen und Soldaten der Schule für Feldjäger und Stabsdienst, haben die heutige Umbenennung dieser Kaserne auf den Weg gebracht“, sagte Ursula von der Leyen in ihrer Rede anlässlich der Namensänderung. Und weiter: „Das ist ein starkes Zeichen der Verbundenheit. Ein Zeichen dafür, dass das Band der Kameradschaft trägt, selbst über den Tod hinaus. Es ist aber auch Ausdruck der hohen Wertschätzung der soldatischen Tugenden, die Tobias Lagenstein verkörperte.“
Die Hauptfeldwebel-Lagenstein-Kaserne Im Norden Hannovers ist heute eine der modernsten militärischen Ausbildungseinrichtungen Deutschlands. Jährlich werden dort bis zu 7000 Soldaten ausgebildet. Erbaut wurde die Kaserne 1913, damals zunächst als Fliegerkaserne. Zwischen 1918 und 1933 diente die Liegenschaft als Kraftfahrzeug-Kaserne und später als Füsilier- und Infanterie-Kaserne. Unter dem NS-Regime erfolgte die Umbenennung in Emmich-Kaserne. Mit der Aufstellung der Bundeswehr wurde der Standort unter dem Namen Emmich-Cambrai-Kaserne ab 1956 wieder militärisch genutzt. Bis 1998 war dort die Heeresoffizierschule angesiedelt. Seit 2009 wird die Dienststelle als Schule für Feldjäger und Stabsdienst genutzt.
So funktioniert die Namensvergabe
„Kasernen und Namen sind Teil des Traditionsverständnisses, dieses Verständnis kann nicht verordnet werden, es muss wachsen“, erläutert ein Sprecher des BMVg auf DBwV-Anfrage. Der Traditionserlass wurde am 28. März 2018 in Hannover gezeichnet. „Er setzt den Rahmen und die Richtlinien für das Traditionsverständnis innerhalb der Bundeswehr“, so der Sprecher weiter. Bei der Namenswahl geht es unter anderem auch darum, dass sich die Angehörigen der Bundeswehr mit ihm identifizieren können, weil er für ihren täglichen Dienst Bedeutung hat.
„Die Initiative für die Benennung einer Kaserne liegt grundsätzlich bei der vor Ort stationierten Truppe“, sagt der Sprecher und schildert das Vorgehen. „Der Kasernenkommandant stimmt den beabsichtigten Namensvorschlag mit den Kommandeuren und Dienststellenleitern der in der Kaserne untergebrachten Truppenteile und Dienststellen ab. Besteht bei der Truppe Einvernehmen zu einem Namensvorschlag, so ist die Zustimmung des Inspekteurs des zuständigen militärischen Organisationsbereiches auf dem Dienstweg einzuholen. Anschließend ist die Stadt oder Gemeinde, bei der sich die Kaserne befindet, zu beteiligen.“ Ist die Benennung nach einer verdienten Persönlichkeit beabsichtigt, wird auch die schriftliche Zustimmung der nächsten Angehörigen oder Nachkommen des zukünftigen Namensgebers benötigt.
Die Entscheidung fällt im Ministerium
Der endgültige Namensvorschlag muss dann dem Verteidigungsministerium zur Genehmigung vorgelegt werden. Ist diese erteilt, wird die Namensgebung der Liegenschaft durch die Dienststellen vor Ort unter feierlicher Beteiligung der Öffentlichkeit durchgeführt. „Erst mit diesem feierlichen Akt ist die Namensgebung abgeschlossen. Die Benennung erlischt mit Aufgabe der Liegenschaft durch die Bundeswehr.“ Ist eine Umbenennung der Kaserne angestrebt, verhält es sich ebenso. Der Grundstein dafür sollte von den Soldatinnen und Soldaten vor Ort kommen. Der Vorschlag wird dann im Standort und mit dem kommunalen Umfeld diskutiert, bevor der Antrag auf eine Umbenennung eingereicht wird. Wichtig ist auch hierbei, dass der Name sinnstiftend für das Traditionsverständnis der Bundeswehr ist.
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