Foto: Daniela Skrzypczak

Foto: Daniela Skrzypczak

03.11.2023
Eva Krämer

Veteranen sollen aufstehen - Afghanistan-Veteran veröffentlicht neuen Song

Mehr Anerkennung für Veteranen – das wünscht sich Hauptgefreiter a.D.  Stephan Kremer. 2011 war er selbst mit der Bundeswehr in Afghanistan im Einsatz. Bei einem Anschlag auf den Schützenpanzer Marder fiel sein Kamerad und bester Freund – ein Erlebnis, was Kremer nicht loslässt. Fast zehn Jahre später erhält Kremer die Diagnose Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Die Krankheit und seine Erlebnisse im Afghanistan-Einsatz verarbeitet er in Rap-Songs. Heute erschien sein neuer Song „Veteranentag“.

„Im Frühjahr hat mich der SPD-Abgeordneten Johannes Arlt in den Bundestag eingeladen, um über das Veteranengesetz zu sprechen“, erzählt Kremer. Seine Forderung: Der Veteranentag soll ein Feiertag werden. „Mit einem Gedenktag gebe ich mich nicht zufrieden“, sagt er. „Ich weiß, dass ich eine unangenehme Stimme bin und mit dem Kopf durch die Wand will.“

Solange die Sache mit dem Veteranentag noch nicht endgültig entschieden ist, macht Kremer weiter Musik. Produziert  wurde der neue Song mit zwei Produzenten aus München. „Die beiden machen eher Rockmusik. Auch der neue Song sollte ein bisschen mehr in die Rock-Richtung gehen“, erzählt Kremer. Er hat unter dem Namen Mazibora/ Krieg im Kopf bereits mehrere Songs veröffentlicht.

Das Video zu „Veteranentag“ beinhalte das „Aufstehen“ und „Marschieren“ als Symbol. „Damit will ich Veteranen aufrufen, aufzusehen und sichtbar zu werden“, so Kremer.  „Mein Wunsch ist, dass vielleicht auch durch den Song  Veteranen mehr Anerkennung bekommen.“

BundeswehrVerband sponsert  

„Als Deutscher BundeswehrVerband nutzen wir alle möglichen Wege, um die Veteranenkultur weiter voranzubringen. Wir waren beispielsweise Partner der Invictus Games in Düsseldorf, haben Tagungen mit Einsatzveteranen und Verwundeten durchgeführt, ein neues Buch veröffentlicht und die Forderungen der Bewegung auf einem gemeinsamen Veteranenflyer zusammengefasst“, sagt Oberstleutnant i. G. Marcel Bohnert, zweiter stellvertretender Bundesvorsitzender.

„Mit Unterstützung von Foto-, Kunst- oder Musikprojekten erreichen wir noch einmal ganz andere Menschen und Zielgruppen. Deshalb  war es uns wichtig, Maziboras Projekt 'Krieg im Kopf' jetzt auch ganz konkret zu fördern. Sein Song 'Veteranentag' spricht vielen Veteraninnen und Veteranen aus der Seele und fokussiert eine unserer wesentlichen Forderungen an das Parlament."

Kremer im Afghanistan-Einsatz 

In unserem Podcast berichtete Kremer über seine Erlebnisse in Afghanistan, seinem Leben nach der Rückkehr aus dem Einsatz, seinem Umgang mit seiner PTBS-Erkrankung und wie er sich den Schmerz von der Seele rappt. Für ihn sei es immer ein Lebenstraum gewesen, Berufssoldat zu werden. Kremer trat 2009 in die Bundeswehr ein, absolvierte seine Ausbildung bei den Panzergrenadieren in Augustdorf und wurde Scharfschütze. 2011 folgte dann mit dem Charlie-Zug der erste Auslandseinsatz in Afghanistan. „Wir waren alle sehr jung“, erzählt Kremer, der du dem Zeitpunkt selbst erst 21 war. „Für viele war es der erste Einsatz.“

Am 2. Juni 2011 um 7:24 Ortszeit in der afghanischen Provinz Baghlan wurde ein Schützenpanzer Mader von der Taliban in die Luft gesprengt. „Ein Kamerad kam zu mir und rief nur ,Charlie wurde angesprengt´“ sagt Kremer. Es gab Verwundete, mehr wusste man nicht. „Du stehst irgendwo in der Wüste und wartest auf gute Nachrichten.“ Dann, gegen Mittag, überbrachte der Oberstleutnant die Nachricht. „Ich habe in seinen Augen gesehen, dass etwas nicht stimmt“, sagt Kremer. Bei dem Anschlag wurden zwei Soldaten leicht und zwei schwer verletzt. „Das waren meine Jungs. Man wusste, wer in welchem Fahrzeug auf welchem Platz sitzt. Dann sagte der Oberstleutnant, dass der Oberstabsgefreite Kobelew ist gefallen ist.“ Für Kremer brach eine Welt zusammen. Sein bester Freund war tot.

Die Diagnose PTBS

„Ich wollte mein Leben lang in der Truppe bleiben. Doch auf sowas kann man sich nicht vorbereiten“. Kremer flog zurück nach Deutschland. Zwei Jahre blieb er noch in der Bundeswehr, bevor er 2013 ausschied. Er machte eine Ausbildung zum Maurer, lernte seine jetzige Frau kennen, die beiden gründeten eine Familie.

Jahre später stellt Stephan Kremer fest, dass nicht alles gut ist. Er habe sich oft erschreckt und aggressiv reagiert. „An Karfreitag 2019 kam plötzlich alles wieder hoch. Ich hatte einen Krampfanfall und wusste, dass ich Hilfe brauche“, sagt er. Bei der Bundeswehr bittet er um Hilfe und bekommt einen Termin im Bundeswehr-Krankenhaus in Berlin. Dort erhält er die Diagnose PTBS – fast zehn Jahre nach seinem Einsatz in Afghanistan. Die Krankheit und seine Erlebnisse im Einsatz verarbeitet in den Texten seiner Songs.

Hier können Sie den Podcast mit Veteran Stephan Kremer noch einmal nachhören.

Weitere Informationen zum Status Quo der Veteranenkultur und zu den Forderungen der deutschen Veteranenbewegung unter https://www.dbwv.de/veteranen

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