Finnland ist offiziell in der NATO: Vor dem Hauptquartier in Brüssel wurde die Flagge des nordeuropäischen Staats gehisst. Finnland ist das 31. NATO-Mitglied. Foto: picture-alliance/ASSOCIATED PRESS/Geert Vanden Wijngaert

04.04.2023
Von Yann Bombeke

Tervetuloa Suomi – Finnland ist NATO-Mitglied

Tervetuloa Suomi – Willkommen, Finnland! Das nordeuropäische Land ist seit heute das 31. Mitglied der NATO: Beim Hauptquartier des Bündnisses in Brüssel wurde heute die finnische Flagge gehisst.

Brüssel/Berlin. Ohne den russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar vergangenen Jahres wäre diese Entwicklung kaum denkbar gewesen: Finnland, über Jahrzehnte hinweg der Neutralität verpflichtet, hat diese Linie innerhalb weniger Monate aufgegeben und sich dem Westen zugewandt. Als zu groß wird die Bedrohung empfunden, die vom unberechenbaren östlichen Nachbarn ausgeht.

Am Dienstagnachmittag wurde das neue Kapitel in der finnischen Außen- und Sicherheitspolitik aufgeschlagen: Mit der Überreichung der Beitrittsurkunde seines Landes in Brüssel durch Außenminister Pekka Haavisto an die NATO war der Aufnahmeprozess offiziell abgeschlossen.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bezeichnete den Beitritt Finnlands zum transatlantischen Bündnis als historisches Ereignis. Der Schritt werde Finnland sicherer und die NATO stärker machen, sagte Stoltenberg in Brüssel. Mit Blick auf Art. 5 der NATO-Charta, der Beistandsklausel, betonte Stoltenberg, dass Finnland ab dem heutigen Tag unter dem Schutz des Bündnisses steht. „Einer für alle, alle für einen“, sagte der Norweger. Stoltenberg erinnerte zudem daran, dass die Aufnahme des nordischen Landes genau 74 Jahre nach der Gründung der NATO abgeschlossen wird. Er könne sich kaum etwas Besseres vorstellen, als den Geburtstag mit dem Beitritt Finnlands zu feiern, sagte er.

Der Geburtstag des Bündnisses wurde vielerorts sichtbar gefeiert: In Brüssel wurden zum „NATO Day“ an verschiedenen Stellen die blaue Flagge des Bündnisses aufgehängt – sogar das Manneken Pis, ein Wahrzeichen der belgischen Hauptstadt, bekam ein NATO-Outfit verpasst. Bereits am Vortag war das rumänische Außenministerium in Bukarest blau angestrahlt worden.

Die Flagge Finnlands wurde vor Beginn des NATO-Außenministertreffens vor dem Brüsseler Hauptquartier gehisst. Neben Außenministerin Annalena Baerbock und den weiteren Chefdiplomaten der NATO-Mitglieder war auch Finnlands Präsident Sauli Niinistö bei der Feier zu Gast.

Das finnische Staatsoberhaupt sprach von einem „großen Tag für Finnland“. Er blickte dabei auch auf Schweden – das Nachbarland wartet noch darauf, in die NATO aufgenommen zu werden. Erst vor wenigen Tagen hatte das türkische Parlament den Weg Finnlands in die NATO freigemacht, doch Schwedens Aufnahme wird noch von der Regierung in Ankara blockiert. Der türkische Präsident Recep Tayip Erdogan wirft Schweden vor, nicht genügend gegen „Terrororganisationen“ vorzugehen – der Türkei geht es dabei in erster Linie um die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK.

„Wir sind den Weg mit Schweden bisher gemeinsam gegangen, und wir werden Schweden auch weiter unterstützen“, sagte Niniistö. „Ich bin sehr optimistisch, was die Aufnahme Schwedens betrifft.“ Der finnische Präsident versprach, dass sein Land ein zuverlässiger Verbündeter sein werde.

Der neue NATO-Partner bringt eine relativ kleine Streitmacht ins Bündnis ein: Rund 23.000 Männer und Frauen dienen in den finnischen Streitkräften. Im Ernstfall können aber bis zu 900.000 Reservisten mobilisiert werden - ein beeindruckender Wert bei einer Bevölkerung von lediglich 5,5 Millionen Menschen.

Stoltenberg machte am Dienstag erneut deutlich, dass er die NATO-Norderweiterung als Zeichen für ein Scheitern der Politik von Russlands Präsident Wladimir Putin sieht. Ein erklärtes Ziel der Invasion in die Ukraine sei es gewesen, weniger NATO an der russischen Grenze zu haben und neue Mitgliedschaften zu verhindern, sagte der Norweger am Dienstag. Nun bekomme Putin genau das Gegenteil – mehr NATO-Truppen im östlichen Teil des Bündnisses und mehr NATO-Mitglieder. Und eine zusätzliche, 1340 Kilometer lange Grenze zum Bündnis.

Mit Rat und Hilfe stets an Ihrer Seite!

Nehmen Sie Kontakt zu uns auf.

Alle Ansprechpartner im Überblick