Brigadegeneral Jens Arlt (r), Kommandeur der militärischen Evakuierungsoperation aus Afghanistan, und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier stehen nach der Verleihung des Verdienstkreuzes 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an den Kommandeur im Schloss Bellevue zusammen. Foto: picture alliance / Bernd von Jutrczenka

17.09.2021
Franziska Kelch

Brigadegeneral Jens Arlt erhält Bundesverdienstkreuz

Es war die größte und wohl gefährlichste Evakuierungsmission der Bundeswehr. Unter unübersichtlichen Bedingungen und begleitet von großem öffentlichen Interesse evakuierten Spezialkräfte, Fallschirmjäger, Sanitäter, Feldjäger, ein Krisenunterstützungsteam und weitere Spezialisten der Bundeswehr 5.347 Menschen aus Afghanistan. Die Rückkehr der über 400 Soldaten und Soldatinnen am 27. August, die herzliche Szene des Wiedersehens zwischen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Brigadegeneral Jens Arlt sowie dessen Rede in Wunstorf erhielten große Aufmerksamkeit. In einem ersten Résumé lobte der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, die Leistungen der Soldaten und Soldatinnen.

Doch nicht nur aus der Bundeswehr selbst kommt Lob. Der Presseclub von Hannover wird Arlt im Dezember den Leibniz-Ring verleihen. In der Begründung heißt es: „Mit einer Mischung aus Diplomatie und Wagemut meisterte Jens Arlt die besonders schwere Verantwortung, die ihm seine Vorgesetzten in Berlin voller Vertrauen auf seine Schultern gelegt hatten.“ Das Kuratorium des Leibniz-Rings hob dabei aber auch hervor, dass die Rettungsmission in Kabul und Taschkent eine Leistung von und Belastung für alle Beteiligten war, bei der die Soldaten und Soldatinnen „Unfassbares gesehen und erlebt, Unglaubliches geleistet“ haben.

Eine besonders hohe zivile Auszeichnung erhielt Arlt am heutigen Tag. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Fallschirmjägeroffizier und Kommandeur der militärischen Evakuierungsoperation in Afghanistan mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Arlt erhält damit die zweithöchste Stufe dieser besonderen Auszeichnung. Nur in wenigen Fällen überreicht der Bundespräsident die Auszeichnung persönlich. Üblicherweise wird diese von Ministerpräsidenten, Ministern oder Bürgermeistern verliehen. Vorausgegangen war der Verleihung ein Gespräch des Bundespräsidenten mit Soldaten und Soldatinnen, die an der Mission in Kabul beteiligt waren. Der Bundespräsident wolte bei dem Gespräch Erfahrungen von Menschen aus „unterschiedlichen Bereichen der Bundeswehr" hören, die „die Breite der im Schwerpunkt an der Evakuierungsoperation beteiligten Truppenteile und Dienstgrade – vom Oberstabsgefreiten bis zum Brigadegeneral, von Fallschirmjägern aus Seedorf über Luftfahrzeugbesatzungen aus Wunstorf bis zum Militärarzt aus Leer“ abbilden.

„Wir wären mit ihm in die Hölle gegangen und hätten den Teufel herausgeholt – und wir hätten das auch geschafft“, so zitiert Steinmeier bei der anschließenden Verleihung die Aussage eines Soldaten aus dem Vorgespräch. Und an Arlt gewendet: „Mehr Lob kann sich kein militärischer Führer wünschen, mehr Verantwortung aber auch nicht. Sie kennen Ihre Frauen und Männer, Sie wissen, wann jemand eine klärende Ansage braucht, wann ein tröstendes Wort.“ Steinmeier hob aber auch hervor, dass Arlt zwar für seine besondere Leistung, aber auch stellvertretend für die Soldaten und Soldatinnen gewürdigt wird, die „schreckliches erlebt“ haben. „Die Berichte von Leichenteilen in den Fahrwerken“ und das „Schreien von Müttern, die ihre Kinder auf der anderen Seite des Tores [am Flughafen] verloren hatten, Feuergefechte mit Angreifern in all dem Chaos und am Schluss ein verheerender Terroranschlag.“ Stellvertretend für die vielen an der Evakuierung beteiligten Soldaten erwähnte Steinmeier Oberstabsfeldwebel Holger Janßen. Er war erstmals kurz nach dem Karfreitagsgefecht in Afghanistan im Einsatz. Dort musste er miterleben, wie Kameraden verwundet wurden und ums Leben kamen und war nun, als erfahrener Kompanieführer, wieder und zum letzten Mal im Einsatz in Afghanistan. Mit Blick auf Soldaten wie Jansen sagte Steinmeier: „Alle Menschen, die in Afghanistan gedient haben, verdienen Antworten auf die schwierigen Fragen“, die sich an den Einsatz anschließen und diese sollten ehrlich beantwortet werden.

Der Bundespräsident bedauerte außerdem, dass es eine Distanz zwischen Militär und Gesellschaft gibt: „Deutsche Soldaten mit Waffen, im Kampf, in anderen Ländern, das verdrängen wir gern. Wir sprechen nur selten darüber, und wenn, dann meistens kritisch. Das macht es ihnen, den Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr nicht leicht. In dieser Sprachlosigkeit liegt die Gefahr einer gegenseitigen Verständnislosigkeit.“ Er verband diese Aussagen mit der Hoffnung, dass die deutsche Gesellschaft durch die mediale Präsenz der Evakuierungsmission künftig mit „wacheren Augen“ auf die Leistungen und Fähigkeiten der Bundeswehr blicken möge.

Im Anschluss an die Verleihung wandte sich der Geehrte, Brigadegeneral Jens Arlt, an die Anwesenden und bedankte sich bei der Bundesverteidigungsministerin für das entgegengebrachte Vertrauen: "Es war für mich eine Ehre diesen Verband zu führen. Es ist schön, dass man alle Kräfte wieder zurückhat. Mich selbst fasziniert Afghanistan unverändert."

Zuletzt bedankte er sich bei seiner Frau Sonja, stellvertretend auch für die vielen Familienangehörigen, die Soldaten und Soldatinnen von Zuhause Sicherheit und Rückhalt geben.

 

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