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Bei der Flutkatastrophe 1962: In Hamburg hat ein Hubschrauber des Heeres Menschen in Sicherheit gebracht, die von den Wassermassen eingeschlossen waren. Foto: dpa/picture alliance
Knapp 1400 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sind im Rahmen der Corona-Amtshilfe zurzeit in Alten- und Pflegeheimen im Einsatz, 350 von ihnen führen Schnelltests durch, um das Eindringen des Sars-Cov-2-Virus in die Einrichtungen zu verhindern. Viele Menschen fragen sich: Geht da nicht mehr? Braucht es da nicht einen „Macher“ wie Ex-Kanzler Helmut Schmidt, der als Hamburger Innensenator bei der großen Sturmflut 1962 einfach Bundeswehr und Nato in Bewegung setzte?
Viel Kritik hagelt es derzeit am Corona-Krisenmanagement von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Müsste nicht viel mehr Bundeswehr vor den Alten- und Pflegeheimen im Einsatz sein, um die besonders gefährdeten Bewohner vor dem Sars-Cov-2-Virus und seinen Mutationen zu schützen? Ein großes deutsches Boulevardblatt verschärft seit Tagen den Ton, spricht jetzt gar von einem „Skandal“, dass Merkel und Kramp-Karrenbauer es nicht „gewuppt“ bekommen.
Die Verteidigungsministerin hatte darauf reagiert und gesagt, dass 10.000 weitere Soldatinnen und Soldaten bereitstehen, um bei den Schnelltests zu helfen. Um die zum Einsatz zu bringen, brauche es jedoch die Amtshilfeanträge der betroffenen Kommunen. „Wenn wir helfen können, tun wir das“, sagte Kramp-Karrenbauer. Der besagten Tageszeitung reicht das aber nicht aus: Der Regierung wird vorgeworfen, sich hinter „Behörden-Sprech zu verschanzen“. Dabei wird auf Altkanzler Helmut Schmidt verwiesen: Was hätte die 2015 verstorbene SPD-Größe in dieser Situation gemacht?
Schmidt erwarb sich 1962 den Ruf des Krisenmanagers, als er in Hamburg bei der großen Flutkatastrophe das Heft des Handelns in die Hand nahm. Als er das Ausmaß des Unglücks realisierte, forderte Schmidt bei der Bundeswehr und bei der Nato Unterstützung an. Und bekam die Hilfe in Form von rund 100 Hubschraubern sowie Pionieren, die mit Booten zum Einsatz kamen. Innerhalb kurzer Zeit konnten die Hubschrauber mehr als 1100 Menschen retten, die von den Fluten eingeschlossen auf den Dächern ihrer Häuser festsaßen. Weitere Menschen, die von der Außenwelt abgeschnitten waren, wurden aus der Luft mit Lebensmitteln versorgt. Die Hubschrauberbesatzungen wurden daraufhin von den Hamburgern als „rettende Engel“ bezeichnet.
„Wir haben uns nicht an Gesetze und Vorschriften gehalten“, sagte Helmut Schmidt später dem NDR, „und wir haben sicherlich am Grundgesetz vorbei operiert, indem die Bundeswehr sich unterstellt hat, sogar ausländische Truppen sich unterstellt haben – das war ein übergesetzlicher Notstand“. Der Ruf Schmidts als fähiger Krisenmanager, der unbürokratische Wege geht, verfestigte sich später während seiner Kanzlerschaft, als er entschlossen gegen den in den 1970er Jahren wütenden Terrorismus vorging.
Dabei darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass Schmidt selbst diesen Ruf Zeit seines Lebens pflegte. Als die Sturmflut im Februar 1962 Hamburg erreichte, hatten die Behörden der Hansestadt die Situation schlicht unterschätzt. Als Schmidt die Unterstützung der Bundeswehr anforderte, war diese andernorts bereits im Einsatz – etwa in Bremen und Bremerhaven, wo man schneller die drohende Gefahr einer Sturmflut erkannt und darauf frühzeitig reagiert hatte. Auch damals war das Verfahren der Amtshilfe bereits übliche Praxis, die noch junge Bundeswehr war schon in den Jahren zuvor bei Überschwemmungen oder Sprengungen von alten Bunkern unterstützend aktiv. In einem Interview mit der „Zeit“ sagte der Historiker Stubbe da Luz, dass sich Helmut Schmidt nicht über geltende Gesetze und Vorschriften hätte hinwegsetzen müssen.
Auch wenn das Bild des „Herrn der Flut“ hochstilisiert wurde, auch durch Schmidt selbst, steht sein entschlossenes Anpacken doch außer Zweifel. Anlässlich des 50. Jahrstages der Flutkatastrophe gab die „Welt“ einen kurzen Dialog wieder, um die damalige Stimmung und die Vorgehensweise Schmidts zu dokumentieren:
„Ich bin mit dem Hubschrauber mitten im Katastrophengebiet gelandet, in Neuenfelde. Da stand ein einsamer Polizeiposten, der war seit Tagen nicht abgelöst worden und am Ende seiner Kräfte. Der fiel mir beinahe um den Hals, als er hörte, ich sei der Senator… Wie ist das möglich, Herr Buhl?“ (Dr. Walter Buhl, Polizeipräsident, die Red.) „Wir werden das prüfen, Herr Senator“ – „Nein, Herr Buhl, Sie werden das nicht prüfen. Sie werden den Mann ablösen, und zwar durch mehrere Leute. Und wenn Sie nicht genug Leute haben, schickt Herr Oberst Messerer Ihnen sicher gerne ein paar Feldjäger, nicht wahr, Herr Messerer?“
Am Ende wird die Frage offen bleiben und auch die Boulevardpresse wird sie nicht beantworten können: Wie würde ein Helmut Schmidt mit der aktuellen Herausforderung der Corona-Pandemie umgehen?
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