Standorttag in Havelberg
Havelberg. Ein Höhepunkt jeder Kameradschaft ist ein Standorttag – so Ende Oktober auch in der Elb-Havel-Kaserne in Havelberg geschehen. Vor 150 Soldaten und zivilen Gästen betonte der Vorsitzende der Standortkameradschaft, Falko Brinner, dass es wichtig ist, die Zivilgesellschaft mit der Bundeswehr zusammenzubringen, um über Verbandsaktivitäten sowie Angelegenheiten der Soldaten zu sprechen. Die Eingliederung von Soldaten auf Zeit in die zivile Wirtschaft und die Problematik des Posttraumatischen Belastungssyndroms (PTBS) waren Gegenstand von zwei Fachvorträgen.
Oberstabsarzt Dr. Franziska Langner referierte anschaulich als stellvertretende Stationsoberärztin im Psychotraumazentrum (PTZ) der Bundeswehr in Berlin über die Besonderheiten der Erkrankung, deren Auswirkungen auf Soldaten sowie moderne Behandlungsmethoden. Ihre in mehreren Auslandseinsätzen erworbenen Erfahrungen unterstreichen, dass bei früher Erkennung und zügiger psychotherapeutischer Behandlung gute Heilungschancen für erkrankte Soldaten bestehen. Der Beauftragte Wiedereingliederung SaZ im Landesverband Ost, Oberstleutnant a.D. Peter Götze, informierte die Soldaten des Standortes über Maßnahmen der Wiedereingliederung in das Berufsleben.
Jährlich werden ca. 15.000 SaZ in ganz Deutschland entlassen. Händeringend sucht die Industrie Fachkräfte: Derzeit fehlen rund 160.000 in den technischen Berufen. Der Deutsche Bundeswehrverband ist das Bindeglied zwischen Berufsförderungsdienst (BFD) und dem SaZ. Götze informierte über Kontakte mit zivilen Institutionen, Unternehmensverbänden, Unternehmen und Bildungsträgern.
Die Zeitsoldaten des Standortes
wurden aufgefordert, alles daran zu setzen, ihre persönlichen und fachlichen Fähigkeiten systematisch in die Berufswegplanung einzubringen. Vor Beginn des Hauptvortrages führte der Bezirksvorsitzende, Oberstabsfeldwebel Oliver Brockholz, eine Würdigung von Mandatsträgern für Verdienste in der Verbandsarbeit des DBwV durch. Oberstleutnant a.D. Peter Staschewski, Vorsitzender der Kameradschaft ERH Havelberg, wurde für langjährige verdienstvolle Verbandsarbeit mit der Ehrennadel des DBwV in Gold ausgezeichnet. Einen Buchpreis erhielt der Vorsitzende der Standortkameradschaft.
Einblick in das verbandspolitische Wirken
Der Vortrag von Oberstleutnant Thomas Behr, Vorsitzender Heer im Bundesvorstand des DBwV ,,zeigte die hohe Intensität und Bandbreite verbandspolitischer Anstrengungen. Besonders die Herausforderungen der Neuausrichtung der Bundeswehr im aktuellen sicherheitspolitischen Umfeld spielten eine besondere Rolle. Sehr anschaulich erläuterte Behr die Problemfelder der zum 1. Januar umzusetzenden EU-Arbeitszeitrichtlinie.
Behr und der gesamte Zuhörerkreis kritisierten die Kompliziertheit und schwere Durchschaubarkeit des Entwurfes, insbesondere auch den Umstand, dass noch keine endgültige Fassung vorliegt. Im Rahmen des Programms zur Steigerung der Attraktivität der Bundeswehr verdeutlichte das Bundesvorstandsmitglied auch die sehr gute Zusammenarbeit des DBwV mit der Verteidigungsministerin und dem Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages.
Behr erläuterte dabei auch die Möglichkeiten aktiver Verbandsarbeit, um Erfolge für die Mitglieder und Soldaten, Zivilbeschäftigte, Ehemalige und Hinterbliebene zu erzielen. Sein Vortrag des sprühte vor Engagement und klar auf den Punkt gebrachte Sachlichkeit sowie Information und hinterließ bei allen Gästen einen nachhaltigen Eindruck. In das Veranstaltungsprogramm eingebettet wurde die Vorstellung von zivilen Arbeitgebern aus dem regionalen Umfeld. So stellte der Rettungsdienst der „Johanniter“ aus Stendal seine Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten für aus der Bundeswehr ausgeschiedene Soldaten vor und warb für eine berufliche Karriere im zivilen Rettungsdienst.
Ein weiteres ziviles Unternehmen im Aufgabenfeld des zivilen Katastrophenschutzes nutzte die Gelegenheit, interessierte Soldaten und Techniker aus dem Bereich der Panzerpioniere anzusprechen und Arbeitsperspektiven aufzuzeigen. Das Unternehmen „DIBUGA“ steht für die Durchführung von Spezialaufgaben im Katastrophenschutz, wie zum Beispiel die Bekämpfung von Waldbränden, übernimmt Aufgaben im Hochwassereinsatz, beseitigt Munition von verseuchten Flächen und erstellt Stromtrassen für den Transport erneuerbarer Energien. Die Zusammenarbeit mit der IHK in Magdeburg soll fortgesetzt werden, um zusätzliche Ausbildungs- und Arbeitsangebote für die Soldaten aufzuzeigen.
Der Bürgermeister der Hansestadt Havelberg, Bernd Polowski, Mitglieder des Stadtrates sowie der Bundestagsabgeordnete Jörg Hellmuth zeigten mit ihrer Teilnahme ein deutliches Interesse an den verbandspolitischen Aktivitäten sowie den Veränderungen in der Bundeswehr. Im abschließenden „Beercall“ fanden intensive Gespräche zwischen den Soldaten und den Gästen statt. Der StoKa-Vorsitzende bedankte sich für die Unterstützung und die Zusammenarbeit bei der Ausrichtung des Standorttages.
Mit Hilfe des Kommandeurs des Panzerpionierbataillons 803 aus Havelberg, Oberstleutnant Stefan Gruhn, und den vielen fleißigen Helfern aus den Kameradschaften ist es gelungen, aktive Verbandsarbeit am Standort zu leisten. Perspektivisch wollen Bundeswehr, DBwV und die Zivilgesellschaft am Standort Havelberg weiter erfolgreich zusammenarbeiten.