Baerbock setzt weiter auf Ausreisemöglichkeiten aus Afghanistan
Berlin. Außenministerin Annalena Baerbock will mit ihrem pakistanischen Amtskollegen Bilawal Bhutto Zardari über weitere Ausreisemöglichkeiten für besonders schutzbedürftige Menschen aus Afghanistan beraten. Es sehe nicht gut aus, sagte die Grünen-Politikerin am Sonntag beim Tag der offenen Tür der Bundesregierung im Auswärtigen Amt in Berlin vor dem Hintergrund des restriktiven Verhaltens der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan. Sie hoffe aber sehr, dass es gelinge, in den nächsten Wochen einige Tausend Menschen über Pakistan aus dem Land zu holen. Baerbock empfängt Zardari an diesem Montag zu einem Besuch in Berlin.
Die Taliban verhindern derzeit die Umsetzung einer Vereinbarung zwischen Deutschland und Pakistan, von der sich die Bundesregierung die zeitnahe Ausreise zahlreicher weiterer besonders schutzbedürftiger Menschen versprochen hatte. Die Anfang Juni zwischen Baerbock und ihrem pakistanischen Amtskollegen bei einem Besuch in Islamabad getroffene Vereinbarung sollte ehemaligen Ortskräften auch ohne Pass die Einreise ins Nachbarland ermöglichen.
Ein Bürger hatte Baerbock zuvor gefragt, wie sie mit Pakistan zusammenarbeiten könne, obwohl das Land gegen westliche Werte stehe. Die Ministerin antwortete, es gehe um eine Abwägungsfrage. «Blankoschecks» stelle sie keine aus, Dissens spreche sie sehr deutlich an. Die Ministerin ergänzte aber auch: «Wenn ich Menschen in Schutz bringen will, muss ich mit Ländern wie Katar, Pakistan und noch ein paar anderen Nachbarländern reden, weil die müssen erst über deren Grenze kommen.» Baerbock betonte: «Wir arbeiten zusammen, weil ich ansonsten den wenigen Menschen, die ich überhaupt noch rausholen kann, überhaupt gar keine Ausreisemöglichkeit ermögliche.»
Rund ein Jahr nach dem Fall von Kabul hoffen noch mehrere Hundert frühere afghanische Ortskräfte und deren Angehörige auf Aufnahme in Deutschland. Die meisten von ihnen haben einst für die Bundeswehr gearbeitet, wie kürzlich Anfragen bei Auswärtigem Amt, Entwicklungshilfeministerium, Innenministerium und Bundeswehr zeigen.