Oberstleutnant Daniel Andrä nach einer Alarmübung der eFP Battlegroup in Litauen am 20. Februar 2022. Foto: Twitter/NATO eFP Battlegroup Lithuania

25.02.2022
Franziska Kelch

Oberstleutnant Daniel Andrä zur Lage in Litauen: „Wir sind ein ziemlich scharfes Schwert“

Als Oberstleutnant Daniel Andrä Anfang Februar mit der 11. Rotatation die Führung der NATO-Battlegroup in Litauen übernahm, war die Lage an der russisch-ukrainischen Grenze angespannt. Wir sprachen noch kurz vor der Verlegung mit ihm. Jetzt herrscht Krieg in der Ukraine, der Schutz der NATO Ostflanke ist so wichtig wie nie zuvor. Wir haben nachgefragt, wie die aktuelle Lage in Rukla ist.

Franziska Kelch: In welcher konkreten Situation, in welchem Moment hat Sie bzw. die Soldatinnen und Soldaten in Litauen die Nachricht vom russischen Einmarsch in die Ukraine erreicht?

Oberstleutnant Daniel Andrä: Wie Sie sich vorstellen können, beobachten wir die Lage sehr genau. Hier, wie auch in Deutschland, schauen wir regelmäßig Fernsehen, lesen die Presse und informieren uns auf den entsprechenden Nachrichtenseiten im Internet. Innerhalb der Battle Group haben wir auch Spezialisten, welche die Situation und Lage aus militärischer Sicht auswerten. Und obwohl es Indikatoren gab, war es für mich genau wie für viele andere auch: Ich ging abends ins Bett und am nächsten Morgen war Krieg. Da wir 24/7 die Lage beobachten, habe ich dann unmittelbar ein umfangreiches Update erhalten und war direkt im Bild.


Was heißt das nun für die 11. Rotation vor Ort? Oder ändert sich dadurch in der Planung für die kommenden Tage und Wochen nichts?

Wir als multinationaler NATO-Gefechtsverband in Litauen haben unverändert den gleichen Auftrag: Mit den mittlerweile rund 1.600 Frauen und Männern aus sechs Nationen leisten wir einen substantiellen und glaubwürdigen Beitrag zur Abschreckung. Wir sind ein ziemlich scharfes Schwert, was wir den Litauern beistellen und die Litauer sind dafür sehr dankbar. Das heißt für uns aber auch, dass unsere Alliierten und Partner mehr denn je erwarten, dass wir vom ersten Tag einsatzbereit sind. Dafür sind wir gut vorbereitet und ausgebildet, mit Blick auf Ausrüstung und Material haben wir alles, was wir brauchen. Was wir noch nicht haben, weil es vielleicht in den letzten Jahren auch nicht notwendig war, bekommen wir hier in atemberaubender Geschwindigkeit. Letztlich ist alles was wir tun darauf ausgerichtet, dass wir, falls es erforderlich sein sollte, eingebettet in die litauischen und in NATO-Strukturen, Litauen, das Baltikum oder NATO-Territorium allgemein verteidigen werden.

Können Sie etwas dazu sagen, wie die Stimmung im Verband ist – sowohl bei den Deutschen als auch bei den Partnernationen?

Die Entwicklungen gehen natürlich nicht spurlos an uns vorbei. Uns haben in den vergangenen Tagen und Stunden viele Nachrichten aus der Heimat erreicht. Natürlich ist man dort besorgt. Aber: wir alle haben die Möglichkeit mehr oder weniger rund um die Uhr mit zuhause in Verbindung zu stehen. Das ist im Vergleich zu Afghanistan ein deutlicher Vorteil, und wir können so unseren Liebsten so gut es geht die aufkommenden Sorgen nehmen. Klar sind wir hier in Litauen näher am Geschehen, aber aktuell geht es uns gut und unser Auftrag ist unverändert. Nun zahlt sich die gute Vorbereitung und die frühzeitige Integration der multinationalen Kameradinnen und Kameraden, lange vor der Verlegung, aus. Gemeinsam ist man ja bekanntlich stärker und die Last, die auf unseren Schultern liegt, verteilt sich so besser.

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