19.11.2018
dpa

Taliban bestätigen Treffen mit US-Delegation in Golfemirat Katar

Inmitten anhaltender Gewalt in Afghanistan sollen direkte Gespräche zwischen Taliban und US-Vertretern eine Wende in dem Konflikt am Hindukusch bringen. Die Regierung in Kabul bleibt zunächst außen vor.

Kabul. Die Taliban haben sich nach eigenen Angaben mit einer hochrangigen US-Delegation zu Vorgesprächen über den Afghanistankrieg getroffen. Das Treffen habe vergangene Woche von Mittwoch bis Freitag in Doha, der Hauptstadt des Golfemirats Katar, stattgefunden, heißt es in einer Erklärung des Taliban-Sprechers Sabiullah Mudschahid vom Montag. Es sei bei keinem Thema zu einer Einigung gekommen.

Es war das dritte direkte Treffen von Vertretern der US-Regierung mit den Taliban seit Anfang des Sommers. Die Taliban hätten die aktuelle Lage in Afghanistan angesprochen und dabei auf einer «islamischen Regierung» für das Land und einer «wahren Lösung der Probleme» bestanden, hieß es in der Erklärung.

Der US-Sondergesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, hatte bei einem Besuch in Kabul am Sonntag (18. November) die Gespräche nicht direkt bestätigt. Allerdings sagte er afghanischen Medien, dass er trotz der Herausforderungen und Schwierigkeiten «vorsichtig optimistisch oder hoffnungsvoll» sei, einen innerafghanischen Dialog zur Beendigung des 17-jährigen Krieges zu ermöglichen. Er hoffe, die Taliban und andere Afghanen würden die Präsidentschaftswahlen im April als Frist für ein Friedensübereinkommen nutzen.

Khalilzad war seit seiner Ernennung zum Sondergesandten im September mehrfach nach Pakistan, Afghanistan, in die Vereinigten Arabischen Emirate und das Golfemirat Katar gereist, um Friedensgespräche für Afghanistan vorzubereiten. US-Medienberichten zufolge hatte die Trump-Regierung ihre Topdiplomaten angewiesen, direkte Gespräche mit den Taliban zu suchen, um den Krieg zu beenden.

Das ist eine signifikante Änderung der US-Politik. Zuvor hatten die USA darauf beharrt, dass die Taliban direkt mit der afghanischen Regierung verhandeln sollten. Sie schlossen alleinige Verhandlungen mit ihnen aus. Ein Friedensprozess müsse unter afghanischer Führung stattfinden, so das damalige Argument. Die Taliban lehnen aber weiterhin Gespräche mit der afghanischen Regierung ab und bezeichnen diese als Marionettenregime.

Ungeachtet dessen hat der afghanische Präsident Aschraf Ghani in den vergangenen Tagen begonnen, sich mit Vertretern verschiedener Parteien, Zivilgesellschaftsorganisationen und Frauenrechtsgruppen zu treffen, um ihre Standpunkte und Forderungen für mögliche Friedensgespräche zu sammeln. Gleichzeitig arbeitet er an der Schaffung eines neuen «Beirats für Frieden», der die Regierung auf dem Weg zu Verhandlungen mit den Taliban beraten soll.

Offenbar gibt es großen Druck aus dem Weißen Haus, den Konflikt rasch beizulegen. Laut Vertretern des Hohen Friedensrates in Afghanistan hat Khalilzad sechs Monate Zeit bekommen, um der US-Regierung Resultate vorzulegen.

US-Präsident Donald Trump hatte vor etwas mehr als einem Jahr seine neue, aggressivere Afghanistan-Strategie mit mehr Truppen und viel mehr Luftschlägen vorgelegt. Diese hat allerdings bisher keine Wende gebracht. Vielmehr antworteten die Taliban selbst mit militärischem Druck und setzten den afghanischen Sicherheitskräften massiv zu.

Präsident Ghani sagte vergangene Woche, bei Gefechten und Kämpfen seien seit 2015, dem Abzug der internationalen Kampftruppen, mehr als 28 000 afghanische Sicherheitskräfte getötet worden. Seit Mai 2017 hatten Behördenvertreter keine offiziellen Angaben mehr über die Verluste der afghanischen Sicherheitskräfte gemacht. Analysten halten die von Ghani genannte Zahl trotz ihrer Höhe für untertrieben.

Erst am Samstag hatte der US-Generalstabschef Joseph Dunford bei einem Sicherheitsforum in den USA gesagt, die Taliban würden «nicht verlieren». Die Amerikaner hätten vor einem Jahr von einem militärischen Patt gesprochen, und daran habe sich nicht viel geändert.

Laut Militärangaben kontrolliert die afghanische Regierung nur noch etwas mehr als die Hälfte der Bezirke des Landes. Alleine in der vergangenen Woche gab es Berichte über Kämpfe in mindestens 16 der 34 Provinzen des Landes.