09.10.2015

„Es geht um die Frage:?Mitglied oder Trittbrettfahrer?“

Oberstleutnant André Wüstner, Bundesvorsitzender des Deutschen BundeswehrVerbandes, erläutert im Interview mit „Die Bundeswehr“, wie es zur Imagekampagne „Einsatzorientierung“ des DBwV kam und welche Ziele der Verband damit verfolgt.

Herr Oberstleutnant, die Imagekampagne „Einsatzorientierung“ ist Ihre Idee. Wie sind Sie darauf gekommen?

Der Gedanke ist mittlerweile schon fast ein Jahr alt. Der konkrete Auslöser erfolgte im Zuge einer Ministerreise nach Afghanistan. Minister de Maizière war damals beeindruckt von einigen Informationstafeln des DBwV vor Ort. Auf Nachfrage erläuterte ich ihm das ehrenamtliche Engagement unserer Ansprechpartner im Einsatz sowie das Leistungsspektrum des Verbandes insbesondere in der Einsatzvorbereitung und mit Blick auf das Netzwerk der Hilfe. Er entgegnete mit den Worten: „Herr Wüstner, auf diese Einsatzorientierung kann der Verband wirklich stolz sein.“ Das war ein wichtiger Impuls und auch ein Lob bis an die Basis des DBwV.

Ja, aber deswegen braucht man doch keine Kampagne aufzulegen, oder?

Ich finde, wer viel tut, sollte auch darüber reden. Er sollte dafür sorgen, dass er sich von denen abgrenzt, die viel reden, aber nicht so viel tun. Wir haben reichlich Alleinstellungsmerkmale. Und schließlich – da bin ich ganz offen – richtet sich die Kampagne auch an diejenigen Soldatinnen und Soldaten, die dem Verband noch nicht angehören. Ein Soldat, der an der Kampagne teilnimmt, hat es sehr schön und präzise auf den Punkt gebracht: Mitglied oder Trittbrettfahrer? Das bedeutet: Der Verband nutzt mit seiner Arbeit allen Menschen in der Bundeswehr – ob sie Mitglied sind oder nicht. Da muss sich jeder selbst überlegen, wie er zu dieser Tatsache steht. Bei uns kann jeder mitwirken, der sich mit unserem Grundsatzprogramm anfreunden kann und das tun aktuell immer mehr – der Organisationsgrad steigt!

Jetzt haben wir Februar 2014, in nicht mehr ganz elf Monaten endet der ISAF-Einsatz – und der DBwV entdeckt seine Einsatzorientierung?

(lacht) Ach woher. Der Verband hat seine Einsatzorientierung schon lange entdeckt, er hat sie auch immer in dem Maße gesteigert, in dem die Einsätze zugenommen und an Bedeutung gewonnen haben, bis wir jetzt unsere tatsächlich einzigartige und damit konkurrenzlose Aufstellung erreicht haben. Das war viel Arbeit auf allen Ebenen und sie hat ihre Zeit gedauert. Was der Verband entdeckt hat, und das auch nicht erst im Februar dieses Jahres, ist folgendes: Wir Mandatsträger wissen, was wir alles im Themenkomplex Einsatz leisten – gerade, wenn es leider auch einmal mit Tod und Verwundung in Zusammenhang steht.

Aber außerhalb des Verbandes, ja sogar in Teilen der Bundeswehr, sieht das schon ganz anders aus. Das liegt sicher auch an der uns Soldaten eigenen und im Grunde sympathischen Bescheidenheit. Aber daran sollten und wollen wir etwas ändern. Weil alle, die mitwirken, stolz da­­rauf sein können. Und damit fangen wir jetzt an – mit der Imagekampagne „Einsatzorientierung“. Und noch eines: Ja, ISAF geht zu Ende. KFOR sicher eines Tages auch. Aber es wird weitergehen, wie wir gerade in puncto Afrika erfahren. Und auch dort – wo immer es sein wird – ist dann der DBwV vor Ort. Mit seinen Ansprechpartnern, mit Besuchen von Mandatsträgern, mit seiner Präsenz in der Vor- und Nachbereitung – das ganze Programm.

Trotzdem: Wir haben eine ganz neue Ministerin, stecken mitten in der Reform – hat der Verband keine anderen Prioritäten?

Doch, die hat er. Jede Menge sogar. Aber die Einsatzorientierung und die Frage, wie wir die Mitgliederzahl halten oder steigern können, ist eben auch von besonderer Bedeutung. In diesen Zeiten können wir es uns nicht leisten, erst dann ein neues Projekt zu beginnen, wenn das vorherige abgearbeitet ist. Sie werden sehen: Wir können eine ganze Menge Dinge gleichzeitig. Übrigens auch im Bereich Medien.

Kurze Frage zum Schluss: Warum haben Sie die Kampagne nicht an externe Experten vergeben?

Nun, externe Experten sind sehr teuer, und wir reden hier über Mitgliedsbeiträge. Mit denen gehen wir sparsam um. Dazu kommt: Wir haben gute und fleißige Leute im Verband. Und wir wollten auch mal sehen: Wie geht so eine Kampagne? Was muss man beachten? Was können wir selber, wo braucht man Hilfe? Ich will gar nicht ausschließen, dass wir irgendwann in Zukunft mal eine Agentur mit einer Kampagne beauftragen, aber dann können wir aufgrund des derzeitigen Erfahrungsgewinns ganz anders an ein solches Projekt herangehen. Der Grundsatz bleibt: Aus der Praxis für die Praxis. Damit haben wir die besten Erfolge. Das betrifft die Gestaltung einer Imagekampagne eben genauso wie die Erarbeitung verbandspolitischer Forderungen. Da kann sich jeder einbringen, der etwas nach vorne bringen möchte. Wir sind eben ALLE der DBwV und das zeichnet uns aus!