Ein Schützenpanzer Puma vom Panzergrenadierbataillon 112 fährt im April 2020 durch das Gelände auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz. General Eberhard Zorn fordert einen "wahrnehmbaren Anstieg der materiellen Einsatzbereitschaft" bei dem Waffensystem des Heeres. Foto: Bundeswehr/Maximilian Schulz

Ein Schützenpanzer Puma vom Panzergrenadierbataillon 112 fährt im April 2020 durch das Gelände auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz. General Eberhard Zorn fordert einen "wahrnehmbaren Anstieg der materiellen Einsatzbereitschaft" bei dem Waffensystem des Heeres. Foto: Bundeswehr/Maximilian Schulz

09.06.2020
Yann Bombeke

Licht und Schatten bei der materiellen Einsatzbereitschaft

Berlin. Die materielle Einsatzbereitschaft der Bundeswehr hat sich leicht verbessert. Die Schwankungen sind bei den einzelnen Systemen aber noch sehr hoch. Und es gibt eine Reihe von Waffensystemen, bei denen die materielle Einsatzbereitschaft alles andere als befriedigend ist. Kaum abzuschätzen sind die Folgen der Covid-19-Pandemie.

Insgesamt habe die materielle Einsatzbereitschaft der 68 Hauptwaffensysteme der Bundeswehr leicht zugenommen und liege nun bei knapp über 70 Prozent, heißt es im heute vorgestellten Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr. „Diese Zahl ist aufgrund der großen Streuung zwischen den einzelnen Waffensystemen nicht zufriedenstellend“, heißt es im Gesamtüberblick des Generalinspekteurs.

Als Beispiele für eine positive Entwicklung hebt General Eberhard Zorn die Hauptwaffensysteme Kampfpanzer „Leopard 2“ (Einsatzbereitschaft über 70 Prozent), geschützte Fahrzeuge der Streitkräftebasis (zwischen 75 und 85 Prozent) und den Eurofighter der Luftwaffe (fast 60 Prozent) hervor.

Wo Licht ist, ist aber auch Schatten. „Für den Schützenpanzer ‚Puma‘ verlange ich zum Ende des Jahres einen wahrnehmbaren Anstieg der materiellen Einsatzbereitschaft“, so der Generalinspekteur. Man habe im vergangenen Jahr ein 60 Maßnahmen umfassendes Sonderprogramm mit der Industrie, dem Heer, dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr und der Heeresinstandsetzungslogistik GmbH vereinbart.

Diese Maßnahmen – etwa Investitionen in Ersatzteilpakete, Abschluss technischer Dokumentationen und Beschaffung weiterer Sonderwerkzeugsätze – sollen nun endlich greifen. General Zorn rechnet mit Verbesserungen ab der Mitte dieses Jahres. Zudem bringe die Industrie mit Hochdruck 41 „Puma“ für die VJTF 2023 zur Einsatzreife.

Probleme bereiten auch die alten Systeme in den Beständen der Streitkräfte. So heißt es im Bericht des Inspekteurs Luftwaffe, dass das Waffensystem „Tornado“ auch nach Abschluss des Einsatzes Counter Daesh ein Problem bleibe: „Es bedarf eines hohen Kraftaufwandes, um Besatzungen vollständig und zeitgerecht auszubilden.“ Auch der Transporthubschrauber CH-53 benötige nach 16 Jahren Dauereinsatz in Afghanistan „dringend eine Einsatzpause“.

Die Marine stellt durch die Verkleinerung der Flotte in den vergangenen Jahren und der gleichzeitigen hohen Einsatzbelastung einen „überproportionalen materiellen Verschleiß“ fest. Und: „Die Last tragen regelmäßig die Besatzungen, für die der Dienst in der Flotte kaum langfristig planbar ist“, heißt es im Bericht des Inspekteurs Marine.

Im Bericht der Streitkräftebasis wird die materielle Einsatzbereitschaft als weitgehend auf konstantem Niveau beschrieben, aber: „Materielle Reserven für zusätzliche Aufträge bestehen jedoch nicht.“

Der Inspekteur Sanitätsdienst beklagt altersbedingte hohe Defizite bei container- und zeltgestützten modularen Sanitätseinrichtungen und luftbeweglichen Sanitätseinrichtungen. In diesem Bereich wird schon ausgeschlachtet: „Notwendige Ersatz- und Austauschteile müssen aus defekten Systemen gewonnen werden.“

Noch nicht abzusehen ist, wie sich die Covid-19-Pandemie auf die materielle Einsatzbereitschaft auswirkt. General Zorn stellt auch positive Effekte fest: So führten weniger Übungen und Ausbildungen in den Einheiten und Verbänden infolge der Corona-Krise zu einem geringeren Nutzungs- und Nachfrageverhalten der jeweiligen Hauptwaffensysteme. In der Konsequenz bedeutet dies: weniger Verschleiß. Auf der anderen Seite kommt es schon zu Lieferengpässen bei wichtigen Ersatzteilen, da die Industrie infolge der Corona-Krise weniger produzieren kann.

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