Blick ins Innere der verwüsteten Synagoge an der Berliner Fasanenstraße Foto: Bundesarchiv

Blick ins Innere der verwüsteten Synagoge an der Berliner Fasanenstraße Foto: Bundesarchiv

07.11.2018
fh/mkl

9. November 1938: Reichspogromnacht - Vorstufe zum Holocaust

Der 9. November wird in Deutschland meist mit positiven Erinnerungen in Verbindung gebracht, fiel doch an diesem Tag nach Jahrzehnten der Teilung die Berliner Mauer und damit die Grenze zwischen der DDR und der BRD. Doch der 9. November markierte vor 80 Jahren ebenso einen Tiefpunkt der deutschen Geschichte: mit der Reichspogromnacht, in der die Nationalsozialisten einen großflächigen Angriff auf das jüdische Leben im deutschsprachigen Raum starteten.

Wie schon beim Reichstagsbrand 1933 nutzte das 1938 einen äußeren Vorwand, um Unterdrückung und Terror zu forcieren. Der polnische Jude Herschel Grynszpan verübte am 7. November in Paris ein Attentat auf den Legationsrat Ernst vom Rath, der zwei Tage später seinen Verletzungen erlag. Jetzt setzten die Nationalsozialisten ihren Sicherheitsapparat in Bewegung, um organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden im gesamten Deutschen Reich zu ergreifen.

Anweisung per Fernschreiben von Reinhard Heydrich, dem Chef der Sicherheitspolizei, zeigen deutlich, wie stark die Nationalsozialisten lenkend eingriffen:

  • „Es dürfen nur solche Maßnahmen getroffen werden, die keine Gefährdung deutschen Lebens oder Eigentums mit sich bringen (z.B. Synagogenbrände nur, wenn keine Brandgefahr für die Umgebung ist)“
  • „Geschäfte und Wohnungen von Juden dürfen nur zerstört, nicht geplündert werden. Die Polizei ist angewiesen, die Durchführung dieser Anordnung zu überwachen und Plünderer festzunehmen“
  • „In Geschäftstraßen ist besonders darauf zu achten, dass nicht jüdische Geschäfte unbedingt gegen Schäden gesichert werden“ (Quelle: lpb-bw.de)

Bei den folgenden Pogromen – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 auch Reichs-Kristallnacht oder Reichspogromnacht genannt – wurden vom 7. bis 13. November 1938 etwa 400 Menschen ermordet oder in den Suizid getrieben. Mehr als 1?400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört.

Ab dem 10. November wurden ungefähr 30.000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert, wo Hunderte ermordet wurden oder an den Haftfolgen starben. Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung verfolgte den Akt der Barbarei schweigend. Kaum eine Stimme und schon gar keine Hand rührte sich zur Verteidigung der jüdischen Mitbürger.

Die Pogrome markieren den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden seit 1933 zur systematischen Verfolgung, die knapp drei Jahre später in den Holocaust mündete. Juden durften jetzt keinen Handel, kein Handwerk und kein Gewerbe mehr betreiben, Diskriminierungen, Verbote und Auflagen wurden immer mehr, sie umfassten das gesamte alltägliche Leben. Den Juden wurde damit jegliche Existenzgrundlage genommen. Wer konnte, wanderte aus.

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