Eine aktuelle Studie bescheinigt ehemaligen Offizieren der Bundeswehr sehr gute Berufsaussichten im Zivilleben Foto: Bundeswehr/Ink

Eine aktuelle Studie bescheinigt ehemaligen Offizieren der Bundeswehr sehr gute Berufsaussichten im Zivilleben Foto: Bundeswehr/Ink

20.06.2018
Martin Elbe

Erfolg auch nach der Bundeswehr: So machen ehemalige Offiziere Karriere

Die Karrieren ehemaliger Zeitsoldaten in ihrem weiteren beruflichen Leben nach der militärischen Dienstzeit sind eines der zentralen Themen der militärsoziologischen Veteranenforschung. Diese Perspektive räumt den Lebenschancen ehemaliger Soldaten einen zumindest gleichberechtigten Platz neben möglichen Belastungen, die sich aus dem bisherigen militärischen Berufsleben ergeben, ein.

In diesem Kontext hat das BMVg das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) damit beauftragt, eine empirische Studie zu Karriereverläufen von Zeitsoldaten am Beispiel ehemaliger Offiziere durchzuführen. Die Gesamtstudie wurde im Jahr 2017 mit zwei Teilprojekten realisiert, wobei das ZMSBw 1028 ehemalige Offiziere nach ihren Karrieren mit Hilfe eines schriftlichen Fragebogens befragt hat (dies entspricht einem Rücklaufintervall von 21 bis
41 Prozent), und die Firma Ipsos aufgrund einer öffentlichen Ausschreibung den Auftrag erhielt, Unternehmen der Privatwirtschaft nach ihren Einschätzungen diesbezüglich zu befragen (1050 Befragte nach dem CATI-Verfahren und zehn qualitative Interviews).

Die zentralen Ergebnisse beider Teilstudien sollen hier kurz vorgestellt werden. Ein vertiefender Forschungsbericht ist im Internet zu finden (Elbe 2018), eine ausführliche Buchpublikation wird in der Reihe „Potsdamer Schriften“ des ZMSBw erscheinen.

Die beiden Teilstudien zeigen, dass ehemalige Offiziere der Bundeswehr sehr gute Berufsaussichten haben. 47 Prozent der Befragten arbeiten im öffentlichen Sektor oder im dritten, gemeinnützigen Sektor. In der Privatwirtschaft sind 53 Prozent tätig. Trotzdem haben nur etwa zehn Prozent der privatwirtschaftlichen Unternehmen Erfahrungen mit ehemaligen Offizieren als Mitarbeiter. Es sind primär Unternehmen ab 200 Mitarbeiter, die ehemalige Offiziere beschäftigen oder beschäftigt haben.

Die Zufriedenheit in den Unternehmen mit diesen Mitarbeitern ist hoch bis sehr hoch. Aufgrund der Selbsteinschätzung der ehemaligen Offiziere ist davon auszugehen, dass sie hierarchisch höhere Positionen erreichen als Akademiker mit vergleichbaren Studienabschlüssen, die nicht Zeitoffiziere waren. Bezüglich des Jahreseinkommens zeigt die Abbildung die Verteilung für die ehemaligen Offiziere nach durchschnittlich sieben Jahren zivilberuflicher Tätigkeit. Bereits zu diesem Zeitpunkt erzielen sie im Durchschnitt ein um acht Prozentpunkte höheres Einkommen als der Akademikerdurchschnitt über die gesamte Berufslaufbahn.

Die ehemaligen Offiziere erleben ihre Karrieren als geschlossene und sinnhafte berufliche Entwicklung, bei der der Übergang von der militärischen zur zivilen Karriere zwar mit Anpassungserfahrungen hinsichtlich Status, Kompetenz- und Einflusserleben verbunden ist, diese aber durch die finanzielle Ausstattung und die Angemessenheit des Gehalts kompensiert werden.

Die Selbsteinschätzung der Karriereverläufe von ehemaligen Offizieren ist gegenüber der letzten Untersuchung  vor über 15 Jahren (Marr 2002) stabil, die positiven Einschätzungen von damals wurden repliziert. Abbildung 2 zeigt die Karriereverläufe mit den zusammengefassten weichen Faktoren (Status, Kompetenz- und Einflusserleben, die in ihren Ausprägungen fast gleich sind), der beruflichen Zufriedenheit im Karriereverlauf und der empfundenen Angemessenheit des Gehalts.

Wie schon vor gut 15 Jahren scheint die Angemessenheit des Gehalts die Ausschläge der weichen Faktoren hin zur Berufszufriedenheit zu moderieren. Die Angemessenheit der Ge-
samteinkünfte (total compensation) ist hierbei wohl für die subjektive Kompensation von Belastungen hinsichtlich der Zufriedenheit mit der beruflichen Entwicklung von hoher Bedeutung. Der Einfluss der weichen Karrierefaktoren darf demgegenüber aber nicht vernachlässigt werden.

Ausschlaggebend ist zivilfachliche Qualifikation


In Abweichung von früheren Untersuchungen treffen Soldaten auf Zeit in der Offizierlaufbahn die Entscheidung darüber, Berufssoldat werden zu wollen oder nicht, heute zu 69 Prozent nach dem Studium. Die wichtigsten Gründe dafür, nicht länger bei der Bundeswehr bleiben zu wollen, sind insbesondere die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Häufigkeit von Umzügen und Auslandseinsätzen. Nur 17 Prozent der ehemaligen Offiziere gaben an, als Berufssoldat nicht genommen worden zu sein.

Sowohl in der Selbsteinschätzung der ehemaligen Offiziere als auch nach Meinung der befragten Unternehmen ist für die erste Anstellung im zivilen Bereich die zivilfachliche Qualifikation ausschlaggebend, die militärischen Kenntnisse haben kaum eine Bedeutung. Das Qualifikationsniveau der ehemaligen Offiziere ist hoch: 93 Prozent haben ein Studium (in der Regel als Diplom-Studiengang) absolviert, 35 Prozent eine zweite akademische Qualifikation (Master-Abschluss, Promotion) erreicht. Im Zuge des Übergangs haben 88 Prozent der ehemaligen Offiziere Weiterbildungsmaßnahmen besucht, die vom Berufsförderungsdienst finanziert wurden.

Arbeitgeber und ehemalige Offiziere schätzen das Kompetenzprofil hinsichtlich vermuteter und tatsächlicher Fremdzuschreibungen sehr ähnlich ein, aber die Selbstzuschreibungen der Offiziere (speziell im Bereich der offiziertypischen Sekundärtugenden) weichen davon ab. Hier zeigt sich die Unsicherheit hinsichtlich konkreter ziviler Berufserfahrungen. Die Offiziere wissen, was von ihnen erwartet wird, und sie wissen auch, dass sie hierfür die formalen Kompetenzen besitzen. Sie sind sich aber nicht sicher, ob sie die geforderte Leistung zeigen können.

Eine Majorität der befragten ehemaligen Offiziere hält nach Ende der Dienstzeit Kontakt zur Bundeswehr, wobei viele der Befragten im „täglichen Dienstgeschäft“ mit der Bundeswehr zu tun haben. Dies korrespondiert mit der Erkenntnis, dass ein Drittel der Befragten als Angehörige des öffentlichen Dienstes seine Karriere weiterverfolgt, die Kontaktpflege also innerhalb des staatlichen Sektors stattfindet. Viele Ehemalige halten darüber hinaus Kontakt mit ihren „alten“ Einheiten, gehen zu bundeswehrspezifischen Veranstaltungen oder haben Verwandte als Angehörige der Bundeswehr.

Reservedienstleistungen haben 47 Prozent der ehemaligen Offiziere erbracht, aber nur zehn Prozent der befragten Unternehmen haben direkt Kontakt zur Bundeswehr. Allerdings hätten gerne mehr Unternehmen Bundeswehrkontakte, wobei größere Unternehmen die Perspektive einer Kunden-Lieferanten-Beziehung betonen. Kleinere Unternehmen haben häufiger ein Interesse an gemeinsamen Innovationsprojekten. Generell wird die Beschäftigung ehemaliger Soldaten von privatwirtschaftlichen Unternehmen als ein wichtiger Aspekt bewertet, Reservedienstleistungen jedoch werden desinteressiert bis ambivalent gesehen. Generell hat die zivil-militärische Zusammenarbeit für die befragten Unternehmen als Form der Corporate Social Responsibility eher eine geringe Bedeutung

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