Soldaten des Kommandos Spezialkräfte bei einer Übung in Dresden. Foto: DBwV/Gunnar Kruse

Soldaten des Kommandos Spezialkräfte bei einer Vorführung in Dresden. Foto: DBwV/Gunnar Kruse

07.08.2020
Yann Bombeke

Kommando Spezialkräfte: Aufstand der Anständigen im KSK

Berlin. Erneut gibt es Schlagzeilen rund um das Kommando Spezialkräfte (KSK), erneut ausgelöst durch einen Brief, der aus Kommando heraus an Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, die Wehrbeauftragte Dr. Eva Högl und Abgeordnete des Bundestages. Wenige Wochen, nachdem KSK-Kommandeur Brigadegeneral Markus Kreitmayr deutliche Worte zu Rechtextremismusvorwürfen in seiner Einheit gefunden hatte, und kurz darauf ein Hauptmann der Eliteeinheit mit einem Brief an das BMVg schwere Vorwürfe gegen die Führungskultur im KSK erhoben hatte, erreichte nun wieder ein Schreiben das Ministerium, die Wehrbeauftragte und Verteidigungspolitiker. Dieses Mal ist der Absender ein Kommandofeldwebel, nach eigenen Angaben seit KSK-Gründung dabei und einsatzerfahren. Die Botschaft des anonymen Verfassers: Das KSK steht zu 100 Prozent hinter der Verfassung, duldet keine Extremisten in seinen Reihen. Der Portepeeunteroffizier macht klar: „Wir sind die Anständigen!“

In seinem Schreiben geht der KSK-Ausbilder auf 14 Seiten ausführlich auf das ganze Spektrum der Vorwürfe ein, mit denen das Kommando seit Wochen überschüttet wird. Gleich zu Anfang begründet der Autor, warum er diesen Brief verfasst hat: „Hauptgrund für dieses ausführliche Schreiben ist die gefühlte ungerechte Skandalisierung, die den Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des KSK aufgrund der Fehler einzelner – aber auch aufgrund vieler unwahrer Behauptungen und Vermutungen zur Zeit angediehen wird.“

Dabei geht es dem Kommandofeldwebel ausdrücklich nicht darum, die in den vergangenen Wochen und Monaten bekannt gewordenen Vorfälle zu verharmlosen oder gar zu entschuldigen. Die Abschiedsfeier vor rund drei Jahren für einen Kompaniechef. – Stichwort Schweinskopfwerfen und Rechtsrockmusik – empfindet der Autor als „unsäglich“. Intern habe man bereits vor zwei Jahren mit einem Ende für die 2. Kompanie gerechnet. Diese wurde schließlich Anfang August aufgelöst. Bei aller Akzeptanz für das politische Handeln sei dies ein zusätzlicher Niederschlag für die bisher in dieser Kompanie treu dienenden Soldaten.

"Höhepunkt, der uns alle geschockt hat"

Der Autor betont: „Seien Sie sich aber sicher, dass jeder einzelne negative Vorfall im Kreis der Kommandosoldaten kritisch kommentiert, missbilligt und als rufschädigend gewertet wurde.“ Ein „Höhepunkt, der uns alle geschockt hat“, sei dann der Munitionsfund „bei einem langjährigen, anerkannten und bis dato unbescholtenen Kommandofeldwebel“ gewesen. Diese Person habe das Vertrauen der Führung und der Kameraden auf kriminelle Weise ausgenutzt, womit die Reputation des Verbandes schweren Schaden genommen habe. „Ich empfand es als Schande – und alle Kommandosoldaten, mit denen ich mich unterhielt, ebenso“, heißt es in dem Brief.

Der Kommandofeldwebel fordert klar und deutlich, dass erkannte kriminelle oder rechtsextremistische Soldaten „gnadenlos“ entfernt werden müssten, warnt aber vor einer „Kultur des Misstrauens“. „Rechte Netzwerke oder rechtsextreme Umtriebe existieren aus meiner und aus querschnittlicher Sicht im Verband nicht“, betont der Schreiber. Ein durch die Medien transportierter Generalverdacht sei nicht zu rechtfertigen. Der Kommandofeldwebel: „Wir sind keine Gegner der Demokratie – wir schützen sie!“

Auch auf den Brief des Hauptmann J., der im Juni eine „Kultur des kollektiven Wegschauens“ und ein „Toxic Leadership“ im Kommando moniert hatte, geht der Unteroffizier ein. Diese Vorwürfe träfen in keiner Weise zu. Der Brief des Hauptmanns verunglimpfe den ganzen Verband und seine Soldaten, so der Kommandofeldwebel. Von einem „Kadavergehorsam“ könne nicht die Rede sein, die Erziehung, Ausbildung und Prägung im KSK finde ausschließlich nach den Werten der freiheitlich-demokratischen Grundordnung statt.

Der Autor stellt klar, dass der Ernst der Lage allen Angehörigen des Kommandos bewusst sei. Man sei „gewillt und grundsätzlich zuversichtlich, diese schwierige Phase, reformiert und mit hoffentlich neuem Vertrauen, gestärkt zu überstehen“. Der Kommandofeldwebel appelliert: „Bitte lassen Sie der Phase der Revision und Reformation baldmöglichst die Phase der Stabilisierung folgen, damit wir uns wieder mit voller Kraft unseren soldatischen Auftrag und dem Erhalt und der Steigerung der Einsatzbereitschaft widmen können.“

Abschließend richtet sich der Autor nochmal direkt an den Empfängerkreis des Schreibens: „Sollten Sie Zweifel an uns, unserer Haltung, unserer Loyalität haben, reden Sie mit uns. Zur Erlangung eines objektiven Eindrucks lassen Sie sich gern auch von anderen nationalen Einheiten und Dienststellen über deren Zusammenarbeit mit uns berichten. Nehmen Sie sich die Zeit, unverhofft und unangekündigt das Gespräch bei uns zu suchen, gerne querschnittlich, ohne personelle Vorauswahl. Sie werden feststellen, wie offen, normal, loyal, demokratisch, aber auch wie selbstreflektierend und kritisch die Angehörigen des Verbandes sind: Loyale Staatsbürger in Uniform.“

Das Schreiben des Kommandofeldwebels stellen wir Ihnen hier zur Verfügung.

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