Laura Lucia Zech hat ein klares Ziel vor Augen: Die Theologie-Studentin will Militärseelsorgerin werden. Foto: Bombeke

Laura Lucia Zech hat ein klares Ziel vor Augen: Die Theologie-Studentin will Militärseelsorgerin werden Foto: Bombeke

23.01.2018
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Traumjob Militärseelsorgerin

Jena. Laura Lucia Zech hat ein klares Ziel vor Augen. Und sie spricht es ganz selbstbewusst aus: „Ich werde Militärseelsorgerin.“ Die Militärseelsorge als Traumjob? Die meisten jungen Menschen werden sicherlich eine vollkommen andere Vorstellung von ihrem Wunschberuf haben.
 
Noch studiert Laura  Evangelische Theologie in ihrer Heimatstadt Jena. Bis sie die Truppe in der evangelischen Militärseelsorge begleitet, wird es noch etwas dauern. Aber die 24-Jährige ist sich sicher: Sie zieht das durch, das steht für sie seit 2014 fest. Ihr Vater, Berufssoldat bei der Bundeswehr , besuchte damals zu seinem Dienstzeitende eine Rüstzeit der evangelischen Militärseelsorge, die auf den bevorstehenden Ruhestand vorbereitet: „Helm ab, Hut auf“ nennt sich dieses Angebot. Durch die Veranstaltung führte auch eine Militärgeistliche.

Lauras Vater sprach die Militärpfarrerin an, sagte ihr, dass seine Tochter sich sehr für die Militärseelsorge interessiere. Die heutige Militärdekanin  Claudia Thiel war sofort begeistert: Schon kurze Zeit später nahm sie Laura ins Praktikum auf. Auf verschiedenen Veranstaltungen konnte Laura in die Militärseelsorge reinschnuppern:  Dabei waren eine Bischofsweihe, Konvente und ein Ausflug in die Niederlande  mit traumatisierten Soldaten. „Ich hatte wirklich Glück“, sagt Laura, „Claudia hat mir alle Freiheiten gelassen. Sie hat mich gefragt: Möchtest du beim lebenskundlichen Unterricht mithelfen, willst du selber etwas sagen, etwas einbringen? Da habe ich gemerkt: Das ist der Job, den ich machen möchte.“

Laura war beeindruckt von der Lockerheit, mit der Claudia Thiel  mit den Soldaten umgeht. „Ich hätte nie erwartet, dass Soldaten gerade zu einer Frau gehen .“ Dass der Job auch mal richtig schwierig sein kann, ist der Studentin bewusst – der Beruf bringt es mit sich, dass man mit harten menschlichen Schicksalen konfrontiert wird. Bei der Veranstaltung mit traumatisierten Soldaten hat sie anfangs hauptsächlich die Kinder betreut und viel mit ihnen geredet, um zu erfahren, wie Kinder die PTBS-Erkrankung ihrer Eltern wahrnehmen. Abends, wenn die Kinder im Bett waren, konnte sie mit den Erwachsenen sprechen. „Das sind echt heftige Sachen, und ich weiß nicht, wie ich das für mich selbst verarbeite. Aber ich kann damit umgehen, ich kann mit den Menschen reden, ohne selber komplett emotional betroffen zu sein. Aber es ist klar: Wenn ich irgendwann merke, dass es mich zu sehr trifft, muss ich mich etwas zurücknehmen.“

Klar ist auch, dass es irgendwann mit den Soldaten in den Einsatz geht, wenn man in der Militärseelsorge arbeitet. Die Militärgeistlichen nehmen zumindest in Teilen schon an der Einsatzvorbereitung teil – so lernen sie auch die Soldaten kennen, die sie für mehrere Monate im Ausland begleiten werden. Die Ausbildung an der Waffe ist für Geistliche natürlich tabu. Um Pfarrerinnen und Pfarrer auf die Bundeswehr vorzubereiten, gibt es die „Grüne Woche“ – da werden Neulinge in die Strukturen der Bundeswehr eingewiesen. Laura ist sich auch bewusst, dass die Bundeswehr eine eigene Welt ist: „Klar, Soldaten sind eine Gruppe für sich. Aber wenn ich in eine neue Gemeinde komme, weiß ich zunächst einmal auch nicht, wie die Menschen sind.“

Dass die eigene Lebensplanung von ihrer Berufswahl beeinflusst wird, weiß Laura. „Mein Freund weiß ganz genau, dass ich das machen möchte und er weiß, was damit verbunden ist – etwa, dass auch der Auslandseinsatz dazu gehört. Da braucht man einen Partner, der einen in der Sache zu 100 Prozent unterstützt und der weiß: Dann habe ich die Kinder auch mal ein paar Monate alleine zuhause.“ Militärseelsorge ist eben ein 24/7-Job. „Dieser Beruf läuft nicht nach einem festen Schema ab“, sagt Laura, „man ist immer abrufbar. Ein wesentlicher Kern ist nun mal die Bereitschaft, immer für die Soldaten da zu sein.“

Bevor Laura Lucia Zech als Militärgeistliche tätig werden kann, muss sie allerdings den üblichen Weg gehen, den alle Pfarrerinnen und Pfarrer gehen: Nach dem abgeschlossenen Studium geht es erstmal für ein halbes Jahr in eine Schule, um zu unterrichten. Dann steht ein Gemeindevikariat auf dem Plan. Erst danach kann sich Laura über die Landeskirche für die Bundeswehr bewerben, um dort für bis zu zwölf Jahre als Militärseelsorgerin zu arbeiten – ein längerer Dienst ist in diesem Bereich nicht vorgesehen.

Auch wenn der Weg zum Traumjob Militärseelsorge lang ist – Laura hat offensichtlich genug Motivation, ihn zu beschreiten: „Das ist auch ein Grund, warum ich Theologie studiere: Ich finde es spannend, wie Menschen, die eigentlich gar nicht religiös sind und nicht an Gott glauben, in Extremsituationen – das kann der Einsatz sein, aber auch wenn ein Familienmitglied verstorben oder schwer krank ist – zu einem kommen und sagen: Können wir zusammen beten? Oder: Kann ich mich mit dir unterhalten? Das ist so ein bisschen der Zauber der Theologie.“

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