Heiko Tadge übernahm die Begrüßung der Gäste. Foto: DBwV/LV Nord

Heiko Tadge übernahm die Begrüßung der Gäste. Foto: DBwV/LV Nord

21.01.2019

Celle: Attraktivität als Alternative

Zum 14. gemeinsamen Neujahrsempfang der Celler Standortkameradschaft des DBwV und der örtlichen Kreisgruppe des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr (VdRBw) kamen rund 230 Gäste in die Celler Immelmann-Kaserne. Oberstleutnant Heiko Tadge begrüßte als Vorsitzender der Standortkameradschaft Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Behörden, Medien und Bundeswehr. Die anschließende Neujahrsansprache hielt die Bundestagsabgeordnete Katja Keul. Die Politikerin ist Angehörige der Partei Bündnis 90 / Die Grünen und Mitglied im Verteidigungsausschuss des Parlaments.

Kritische Worte

Die Rednerin skizzierte zunächst die verschlechterte sicherheitspolitische Lage in Europa und weltweit. Die Rolle Deutschlands „in dem ganzen Schlammassel“ sieht sie begrenzt aber nicht unrelevant. Eine Vergrößerung der Bundeswehr lehnt sie ab: „Das Problem liegt nicht in der Stärke, sondern bei Beschaffung, Mitteln und Ausstattung.“ Potential misst die Abgeordnete der Zusammenarbeit der europäischen Staaten bei und dies nicht nur bei den Streitkräften und im Rüstungsbereich.

Militäreinsätzen „in Koalitionen der Willigen“, wie beispielsweise im Irak und in Syrien, erteilte die grüne Bundestagsabgeordnete eine klare Absage. Sie sieht die verfassungsmäßigen Aufgaben der Bundeswehr eindeutig in der Landesverteidigung und bei Missionen zur Friedenssicherung im Rahmen der Vereinten Nationen. Keul forderte, den Auftrag der deutschen Streitkräfte hierzu klar zu formulieren.

Heiko Tadge dankte der Abgeordneten für ihre Ausführungen und stellte dabei fest, dass die Politikerin für viel Diskussionsstoff gesorgt habe. Nach Aussagen von Teilnehmern galt dies unter anderem für deren Nein zur Verstärkung der Bundeswehr und zur Anschaffung bewaffneter Drohnen. Darin, dass die Anforderungen an die Bundeswehr eindeutig definiert werden müssen, zeigten sich die Zuhörer mit der Politikerin einig.

Bundeswehr attraktiver gestalten

Tadge mahnte in seiner Rede eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik für Europa an: „Wenn wir uns die Größe und die Kraft der einzelnen europäischen Staaten anschauen wird schnell klar, es kann nur gemeinsam gehen. Wer außenpolitisch handlungsfähig sein will, der muss verstärkt gemeinsam auftreten und seine Interessen glaubwürdig vertreten. Dieses muss und kann in erster Linie auch nur auf diplomatischem Wege laufen…“

Der Stabsoffizier weiter: „Als unterstützende Maßnahme - sei es zur Abschreckung oder zu tatsächlichen Interventionen - benötigen wir aber auch handlungsfähige Streitkräfte. Kein einziger europäischer Staat ist jedoch willens oder in der Lage, die gesamte Bandbreite notwendiger Kräfte abzubilden. Dies geht nur in Kooperation und wird meines Erachtens optimiert, wenn wir tatsächlich zu einer gemeinsamen europäischen Armee kommen…In vielen militärischen Bereichen gibt es bereits bi- und multinationale Kooperationen…Hierauf lässt sich aufbauen.“

Pläne für die Anwerbung von Ausländern aus der Europäischen Union (EU) für die Bundeswehr sieht Tadge aus mehreren Gründen kritisch, unter anderem weil Soldaten in einem besonderen Treueverhältnis zum Staat stehen und darauf einen Eid schwören. Der Oberstleutnant zeigt aber eine Alternative auf: „Der Dienst in der Bundeswehr ist so attraktiv zu gestalten, dass wir ausreichend Bewerber bekommen, um unseren Nachwuchs zu generieren.“ Als unverzichtbare Grundlage für den Dienst von Ausländern in den Streitkräften sieht er die deutsche Staatsbürgerschaft.

Den Abschluss des rund eineinhalbstündigen Empfanges bildeten Gespräche und rege Diskussionen sowie die traditionelle Erbsensuppe. Damit endete eine harmonische Veranstaltung, die sich auch dadurch auszeichnete, dass von den verschiedenen Rednern durchaus konträre Ansichten zur Verteidigungs- und Sicherheitspolitik vertreten wurden.

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