Viele Soldaten können die aktuellen Geschehnisse für sich nicht mehr richtig einordnen Foto: Bundeswehr

Viele Soldaten können die aktuellen Geschehnisse für sich nicht mehr richtig einordnen Foto: Bundeswehr

24.05.2017

Angemerkt Juni: Es droht der Verlust des Staatsbürgers in Uniform

Verehrte Mitglieder des DBwV im LV West,

wir hatten eine gute Landesversammlung in Bad Neuenahr. Die Delegierten der Kameradschaften haben ihre Mitglieder aus den Standorten im LV West durch sachkundige Beiträge in der Beratung, durch Fragen und Anregungen gut vertreten – alles so, wie es sein muss. Und eigentlich müssten wir jetzt vorausschauend mit Blick auf den Bundestagswahlkampf unsere Aktivitäten intensivieren – wir sollten das auf keinen Fall aus den Augen verlieren. Aber stattdessen beschäftigen uns eine Reihe anderer Dinge: Cyberangriffe in bisher unbekanntem Ausmaß, eine erneute Belastung der Nato durch das Verbot des Truppenbesuchs durch die gewählten Volksvertreter in Incirlik, dazu noch ein Imageverlust ungekannten Ausmaßes der Bundeswehr in Deutschland.

Für die Bundeswehr hatte ich im vergangenen Monat an dieser Stelle einen „Beobachtungshalt“ angeregt, damit im Gespräch eine Beurteilung der Lage durchgeführt werden kann. Dafür müsste man sich Zeit nehmen. Stattdessen Vorhaltungen, die für mich bisher zu wenig belegt und spezifiziert wurden. Der militärische Dreiklang Beobachten – Ansprechen – Folgern wird wahrgenommen als Vermuten – undifferenziertes Mitteilen – überhastete Aktivitäten. Und bisher keine Antwort auf die Frage: Bin ich gemeint? Muss ich mich ändern? Wo ist mein Fehler, damit ich diesen korrigieren kann?

Wer weiß, wie es aussieht zu dem Zeitpunkt, da Sie diese Zeilen lesen – das Tempo von Aktionen und der medialen Vermarktung fordert von den Akteuren der Presse, der Politik und der militärischen Leitung Unmenschliches. Auch ein Grund für die vielen Fragezeichen, die Hilflosigkeit und Orientierungslosigkeit der Mitarbeiter der Bundeswehr, die die Dinge für sich nicht einordnen können und wenig Hilfestellung dabei erfahren. Mittlerweile glauben viele: Die Dinge lassen sich nicht einordnen. Das ist der nächste Schritt zur inneren Kündigung, das kann den Verlust des Staatsbürgers in Uniform bedeuten, das kann den Tod der Inneren Führung bringen.

Als DBwV könnten wir zu weiterem Durcheinander beitragen, indem wir mit populistischen Forderungen unsere Existenz deutlich machen. Aber das ist nicht der Anspruch, den Mitglieder an uns haben. Vorschläge, Zeitlinien, Pläne – so arbeiten wir im DBwV. Dazu müsste man das momentan politisch verfolgte Ziel kennen und es nicht nur vermuten.

So bleibt mir nur, Sie zu bitten, mit mir/uns geduldig zu warten, bis der Pulverdampf verzogen ist und die Aufrechten zu ermutigen, nicht aufzugeben, damit Innere Führung auch in zwölf Monaten noch eine Chance hat.

Thomas Sohst 
Ehrlich nach innen – offensiv nach außen

Mit Rat und Hilfe stets an Ihrer Seite!

Nehmen Sie Kontakt zu uns auf.

Alle Ansprechpartner im Überblick